Geniale Verschlusssache
Vor 125 Jahren wurde der Druckknopf erfunden
Um Kleidung bei Kälte möglichst dicht verschließen zu können, entwickelten unsere Vorfahren vor tausenden Jahren eine Technik, die man heute als »Knebelverschluss« bezeichnet. Sie nähten, wie Grabfunde belegen, auf einen Teil der Kleidung Knochen- oder Holzstücke und verbanden diese mit einer Sehnenschlinge, die sich auf einem zweiten Kleidungsstück befand. Knöpfe im engeren Sinne, etwa aus Bernstein oder Muscheln, kamen in der Antike in Mode – vornehmlich als Ziergegenstände. Das zum Verschließen notwendige Knopfloch wurde erst im 13. Jahrhundert in Deutschland erfunden. Anfangs war das Nähen der Knopflöcher ein mühsames Geschäft, auch das Verschließen erforderte gewisse Fingerfertigkeit, wollte man verhindern, dass der Knopf gleich wieder aufging.
Namentlich »um das Öffnen und Schließen von Herrenhosen mit Latz zu vereinfachen«, konstruierte Heribert Bauer aus Pforzheim vor 125 Jahren den »Federknopf-Verschluss«. Dafür erhielt er vom Kaiserlichen Patentamt in Berlin Anfang März 1885 eine Patenturkunde. Doch der zweiteilige Ur-Druckknopf ging nie in Serie. Denn er rostete leicht, klemmte häufig und bescherte, da er sich bisweilen von selbst öffnete, dem Träger der Hose manche Peinlichkeit. Zudem war Bauer kein Geschäftsmann. Sein Name und seine Erfindung verschwanden deshalb im Dunkel der Technikgeschichte.
Dass der Druckknopf 1903 gleichsam wiederentdeckt wurde, verdanken wir dem Kurzwarenfabrikanten Hans Prym. Dieser führte in Stolberg bei Aachen einen florierenden Familienbetrieb, der 1530 gegründet wurde und als ältestes Industrieunternehmen in Deutschland gilt. Prym verbesserte die Schließeigenschaften des Druckknopfs, indem er in dessen Oberteil eine elastische Feder einbaute, die das Unterteil festhielt und bei geringem Kraftaufwand wieder freigab.
Innerhalb kurzer Zeit brachte Prym den nun aus rostfreiem Material gefertigten Druckknopf auf den Markt und erwarb damit ein Vermögen. Für das Schneiderhandwerk begann ebenfalls eine neue Ära, denn alles, was zuvor mit Knöpfen, Haken und Ösen nur mühsam zu verbinden war, ließ sich dank des Druckknopfs einfach und diskret zusammenfügen. Heute werden Druckknöpfe mit Hilfe computergesteuerter Automaten in allen erdenklichen Formen und Farben hergestellt. Allein die Firma Prym produziert 15 Millionen Stück – pro Tag.
Fast ebenso begehrt wie die Druckknöpfe waren lange auch die kunstvoll verzierten Karten, auf denen Prym seine metallenen Verschlussteile zum Verkauf anbot. Diese Karten werden heute als wertvolle Sammlerstücke gehandelt. Beinahe vergessen ist dagegen Heribert Bauer, der eigentliche Erfinder des Druckknopfs, dem nicht einmal das umfangreiche Online-Lexikon »Wikipedia« einen eigenen Beitrag widmet. Foto: dpa
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