Ernst verteidigt Gesine Lötzsch
Berichte über IM-Tätigkeit des Ehemannes sind »merkwürdiger Vorgang«
Berlin (ND). Einer Meldung von AFP zufolge sagte ein Sprecher der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen am Dienstag in Berlin, es gebe Unterlagen über eine inoffizielle Mitarbeit beim früheren Ministerium für Staatssicherheit.
Der designierte Kovorsitzende Klaus Ernst mahnte derweil einen »ordentlichen Umgang« mit der Vergangenheit an. Es sollte nichts verheimlicht werden, »was die eigene Vergangenheit angeht«, sagte er der »Leipziger Volkszeitung«. Jedoch äußerte er Unverständnis darüber, »dass man jetzt in der Vergangenheit und im Umfeld« der Politikerin »kramt«. Schließlich wolle Gesine Lötzsch und nicht der Mann seiner Mitbewerberin eine Spitzenposition in der Politik übernehmen.
Zuvor hatte unter anderem die »Welt« unter Berufung auf eine handschriftliche Verpflichtungserklärung von Ronald Lötzsch berichtet, dieser sei mehr als 20 Jahre lang Inoffizieller Mitarbeiter (IM) der Stasi gewesen. Er habe Berichte über Treffen mit in- und ausländischen Kollegen geschrieben, die Zusammenarbeit habe Mitte der 80er Jahre geendet.
Gesine Lötzsch, die den Sprachwissenschaftler Ronald Lötzsch Ende der 80er Jahre geheiratet hat, wollte sich zu den Berichten nicht äußern. In den Meldungen vom Dienstag wird in vorwurfsvollem Ton mitgeteilt, die Linkspolitikerin habe ihren Mann bisher immer als Opfer des SED-Regimes dargestellt. Der 78-Jährige war Ende der 50er Jahre wegen angeblicher Beihilfe zum Staatsverrat gut 23 Monate in Bautzen inhaftiert. Gesine Lötzsch hob gegenüber ND hervor, sie kenne die in dem Bericht genannten Akten nicht. Sie kündigte an, jedem Versuch entgegenzutreten, »das Schicksal meines Mannes für durchsichtige Kampagnen zu missbrauchen«. Sie habe nichts zurückzunehmen, was sie bisher über ihren Ehemann gesagt habe.
Klaus Ernst machte laut Vorab-Meldung der »LVZ« seine Kritik am Umgang mit seiner Mitbewerberin deutlich: Er »halte es eher für einen etwas merkwürdigen Vorgang, dass man jetzt in der Vergangenheit und im Umfeld von der Politikerin kramt, ob es da nicht noch einen gibt, der irgendwann – was weiß ich, ich überziehe jetzt – einen Schäferhund hat, der einen Mauerflüchtling gebissen hat.« So könne man nicht handeln bei der Betrachtung der Vergangenheit.
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