Lehrstunde im Camp Nou

Champions League: Der FC Barcelona führt Stuttgart beim 4:0 vor

  • Sebastian Stiekel, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

Vorgeführt, gedemütigt, ratlos: Nach dem 0:4-Debakel beim schier übermächtigen FC Barcelona schlichen die Profis des VfB Stuttgart wie benommen vom Rasen. Während über 80 000 Fans des Titelverteidigers im Stadion Camp Nou die epische Barça-Hymne anstimmten, Lionel Messi für seine zwei Tore feierten und schon vom Champions-League-Finale im Stadion des Erzrivalen Real Madrid träumten, wirkten die Schwaben, als passten sie nicht hinein in diese Fußball-Welt. »Wir konnten einfach nichts machen. Die waren viel zu stark«, sagte Stuttgarts Abwehrspieler Stefano Celozzi. Er klang dabei so, als wäre er einer Naturgewalt ausgesetzt gewesen.

Der VfB erhielt bei seinem Achtelfinal-Aus eine Lehrstunde und musste erfahren, dass er von der europäischen Spitze noch viel weiter entfernt ist als nach seiner starken Leistung beim 1:1 im Hinspiel gedacht. Den Stuttgartern bleibt die Ernüchterung und die Angst vor den möglichen Folgen dieser Vorführung: Ein Einbruch in der Liga etwa und dass der Abend im Camp Nou der letzte internationale Auftritt für längere Zeit gewesen sein könnte.

Während die meisten von ihnen wie Manager Horst Heldt (»Ein Klassenunterschied«) oder Cacau (»Wir haben nicht mal richtig dagegengehalten«) auf das 0:4 ähnlich frustriert reagierten wie Stefano Celozzi, blickte Trainer Christian Gross fast trotzig nach vorn. »Wir müssen jetzt unseren Stolz zeigen. Diese Niederlage darf nicht zu einem Leistungsabfall führen«, sagte der Schweizer.

Gross weiß, dass Barcelona und vor allem Weltfußballer Messi nicht der Stuttgarter Maßstab sind. Der Argentinier spielte überragend, führte die Stuttgarter mit seinen Dribblings vor. Das 1:0 (13. Minute) und 3:0 (60.) schoss der 22-Jährige selbst, das 2:0 durch Pedro (22.) leitete er mit einem gefühlvollen Lupfer über die Abwehr hinweg ein. Nur am 4:0 von Bojan Krkic (89.) war Messi nicht beteiligt. »Er ist die Nummer eins der Welt. Und wird zurecht mit Diego Maradona verglichen«, meinte Gross anerkennend.

Für Stuttgart war die Vorführung . Denn nach der schwachen Hinrunde wird es der VfB wohl noch nicht einmal eine Etage tiefer in die Europa League zu Gegnern wie Bilbao oder Basel schaffen. Acht Punkte liegt er in der Bundesliga hinter Platz fünf. Nach dem Champions-League-Aus in diesem Jahr droht er auch den internationalen Wettbewerb der nächsten Saison zu verpassen. »Bei nur noch acht Spielen wird das sehr schwer«, sagte Heldt.

Die Leistung von Barcelona hat den Glauben an eine Aufholjagd erschüttert. »Es ist nicht leicht, mit so einem Ergebnis nach Hause zu fahren«, sagte Sami Khedira. Der VfB wirkt nicht mehr so stabil wie zuletzt. Am Mittwoch machte er es dem Gegner bei aller Klasse dieser »weltbesten Mannschaft« (Heldt) viel zu leicht. Statt sich Barça wie angekündigt mit Mut und Hingabe in den Weg zu stellen, liefen die Stuttgarter meist ehrfurchtsvoll neben- oder hinterher. Ein Spiel nach vorne fand gar nicht erst statt. Vor allem der vom FC Barcelona ausgeliehene Alexander Hleb enttäuschte auf ganzer Linie. »Wir haben die Vorgaben nicht erfüllt«, sagte Heldt.

Achtelfinale, Rückspiele: Hin

Bordeaux* - Ol. Piräus 2:1 1:0
Barcelona* - Stuttgart 4:0 1:1
Chelsea - Inter Mailand* 0:1 1:2
Sevilla - ZSKA Moskau* 1:2 1:1
Florenz - FC Bayern* 3:2 1:2
FC Arsenal* - FC Porto 5:0 1:2
Real Madrid - Lyon* 1:1 0:1
Manchester* - AC Mailand 4:0 3:2

Teams mit * im Viertelfinale.

Viertelfinale, Auslosung heute: 12.00 Uhr Champions League, 13.00 Europa League. Hinspiele: 30./31. März, Rückspiele: 6./7. April.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.