5000 protestierten gegen Sozialabbau

Krisendemo in Essen gegen schwarze-gelbe Regierung / Polizeiübergiff auf Bundestagsabgeordnete

  • Dirk Hein, Essen
  • Lesedauer: 2 Min.
Gegen die Abwälzung der Krisenfolgen auf Kosten von Beschäftigten und Erwerbslosen protestierten über 5000 Menschen in Essen. Am Rande der Demonstration kam es zu Übergriffen der Polizei.
Demonstration unter dem Motto »Wir zahlen nicht für eure Krise« am Samstag in Essen
Demonstration unter dem Motto »Wir zahlen nicht für eure Krise« am Samstag in Essen

Tausende sind am vergangenen Sonnabend einem Aufruf des Bündnisses »Wir zahlen nicht für Eure Krise!« nach Essen gefolgt und haben gegen den Sozialabbau demonstriert. Zeitgleich versammelten sich etwa 2500 Personen zu einer Kundgebung in Stuttgart. Zu den Protesten hatten Bündnisse aus Gewerkschaftsgliederungen, Erwerbsloseninitiativen und antifaschistischen Gruppen aufgerufen. Unter den Essener Demonstranten waren auch etwa 1000 Anhänger der Linkspartei.

Einhellig kritisierten die Demonstranten die Politik der schwarz-gelben Bundesregierung und der ebenfalls aus CDU und FDP bestehenden Landesregierung in Nordrhein-Westfalen. In Folge der Weltwirtschaftskrise komme es verstärkt zu Massenentlassungen und massiven Belastungen von sozial Deklassierten, monierten die Veranstalter. Die Wirtschafts- und Sozialpolitik der nordrhein-westfälischen Landesregierung von CDU-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers sei ein »schamloses Programm zur Förderung von Hire and Fire«, kritisierte Gabriele Schmidt, NRW-Bezirksleiterin der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di.

Mit Blick auf die nordrhein-westfälische Landtagswahl am 9. Mai forderte Wolfgang Zimmermann, Landessprecher der LINKEN, Bündnis 90/Die Grünen und SPD auf, »zu einer sozialen Politik zurückzukehren«. Die Demonstranten sprachen sich zudem für die Abschaffung von Studiengebühren, das Recht auf kostenlose Bildung sowie den Abzug aller deutschen Truppen aus dem Ausland aus.

Obwohl die Demonstration in Essen vollkommen friedlich verlief, ging die Polizei mehrfach gegen die Protestierenden vor. Sevim Dagdelen, Bundestagsabgeordnete der LINKEN, wurde dabei grundlos von einer Beamtin in zivil, die sich zuvor noch als Demonstrantin ausgegeben hatte, niedergeschlagen und als »dumme Sau« beschimpft. Die Abgeordnete erstattete Strafanzeige wegen Beleidigung und Körperverletzung im Amt. Sie forderte die Polizei auf, die Aufklärung des brutalen Übergriffs nicht weiter zu behindern. Die Einsatzleitung hatte sich am Samstag aus »polizeitaktischen Gründen« geweigert, der Bundestagsabgeordneten den Namen ihrer Peinigerin zu nennen. Auch ihr Fraktionskollege Andrej Hunko sowie anwesende Journalisten waren von den Beamten körperlich bedrängt worden. »Ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, dass die Polizei im Auftrag der Herrschenden jede soziale Unruhe im Keim ersticken sollte«, so Dagdelen am Sonntag gegenüber ND.

Noch Kurz vor Ende der Abschlusskundgebung kesselte die Polizei einen Informationsstand der KPD/Roter Morgen ein. Gegen umherstehende Personen sowie die Standverantwortlichen erstatteten die Beamten Strafanzeigen wegen Verstoßes gegen das 1956 erlassene KPD-Verbot. Der Stand der kleinen Partei war ordnungsgemäß angemeldet worden. Auch die Demonstrationsveranstalter prüfen, gegen die Beamten vorzugehen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.