Ein Untermieter namens Abwicklungsanstalt

Die Westdeutsche Landesbank beherbergt die erste deutsche »Bad Bank«

  • Volker Danisch, Düsseldorf (dpa)
  • Lesedauer: 2 Min.
Die »Bad Bank« der Westdeutschen Landesbank (WestLB) nimmt allmählich ihre Arbeit auf. Sie ist eigentlich keine Bank im klassischen Sinn. Ihre Aufgabe ist es nämlich, alles das, was nicht zum Kerngeschäft gehört, abzuwickeln.

Wer die erste »Bad Bank« Deutschlands finden will, kann lange suchen. Ein kleiner Klebestreifen an einem Briefkasten ist der einzige Hinweis: In einem Haus der Düsseldorfer WestLB hat die »Erste Abwicklungsanstalt«, so der korrekte Name, ihren Sitz. In den nächsten Wochen wird der »Posteingang« riesig sein. Die WestLB lagert bis Ende April Papiere im Gesamtvolumen von rund 85 Milliarden Euro aus – ein Drittel ihrer Aktivitäten.

Trotz dieser Dimensionen wird keine neue Bankzentrale erforderlich sein. Der Personalbedarf der »Bad Bank«, die nun Untermieter bei der WestLB ist, wird auf weniger als 100 Mitarbeiter geschätzt. Ihre Aufgabe wird es sein, den Stapel Papiere zu verwerten und Bereiche abzuwickeln. Ein rarer Job mit Arbeit für Jahre. Bei den meisten Wertpapieren reicht die Laufzeit gut zehn Jahre, bei anderen sind es sogar Jahrzehnte. Kein Wunder also, wenn sich der eine oder andere der 5400 WestLB-Mitarbeiter für den krisenfesten Job interessieren wird. Zumal die WestLB selbst vor einem ungewissen Eigentümerwechsel steht.

Aus den Geschäftsräumen dringt kaum etwas an die Öffentlichkeit. Die Abwicklungsanstalt fange bei null an, heißt es im Umfeld. Und sie sei alles andere als eine »kleine Klitsche«: Oberste »Bad Banker« sind die Vorstandsmitglieder Markus Bolder (46) und Matthias Wargers (43). Für die angeschlagene WestLB soll die Aufspaltung die Rettung bringen. Die nordrhein-westfälische Landesbank geriet 2007 durch Fehlspekulationen und riskante Anlagen in Schieflage. Anfang 2008 wurden zwar solche Papiere im Volumen von 23 Milliarden Euro in eine Zweckgesellschaft ausgelagert und mit Milliardengarantien der WestLB-Eigentümer – Sparkassen und Land NRW – abgesichert. Jetzt soll alles raus, was nicht Kerngeschäft ist. Dazu gehören auch Unternehmens- und Staatsanleihen, darunter griechische im Wert von 1 Milliarde Euro.

Das kleine Namensschild wird heute großes Thema sein, wenn WestLB-Chef Dietrich Voigtländer die Bilanz für 2009 vorlegt. Und das in jenem Bürogebäude, in dem auch die »Bad Bank« sitzt. Der Gründung ging heftiger Streit zwischen den Eigentümern und dem Bund voraus. Die Einigung von Ende November sieht vor, dass der Bund bis zu 4 Milliarden Euro Bares in die Kernbank gibt und die WestLB-Eigner Risiken der »Bad Bank« mit weiteren Milliarden-Garantien absichern. Dabei gibt es die Hoffnung, dass viele der ausgelagerten Papiere Geld einspielen und die Garantien kaum gezogen werden. Vielleicht bringt die »Müllhalde« am Ende sogar noch etwas ein.

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