Fürbitte für Missbrauchsopfer
Bischof Mixa bestreitet vehement Prügelvorwürfe ehemaliger Heimkinder
Berlin (AFP/dpa/ND). »Aus falsch verstandener Sorge um das Ansehen der Kirche« sei den Opfern nicht genügend geholfen worden, erklärte der Freiburger Erzbischof Zollitsch. Die Nachrichten über den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch Priester und andere Mitarbeiter erfülle die Kirche »mit Trauer, Entsetzen und Scham«, erklärte Zollitsch weiter.
Die katholische Kirche in Deutschland wird derzeit von einem Skandal über Misshandlungs- und Missbrauchsfälle in ihren Kinder- und Jugendeinrichtungen erschüttert, die meist über Jahrzehnte verschwiegen worden waren. In den Karfreitags-Gottesdiensten wurde daher in vielen Bistümern eine Fürbitte für die Missbrauchsopfer gesprochen.
Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, sprach sich dafür aus, die kirchlichen Leitlinien zum Umgang mit derartigen Fällen zu verschärfen. Wenn es einen Missbrauchsfall gebe, müsse ein gerichtsmedizinisches Gutachten über den Täter erstellt werden, »egal, ob der Fall verjährt ist oder nicht«, sagte Ackermann dem »Tagesspiegel« .
Der Augsburger Bischof Mixa erklärte am Gründonnerstag zu den gegen ihn erhobenen Prügelvorwürfen: »Ich bin zutiefst erschüttert über die Anschuldigungen, die mir gegenüber erhoben werden. Ich versichere nochmals, dass ich zu keiner Zeit gegen Kinder und Jugendliche körperliche Gewalt in irgendeiner Form angewandt habe.« Mit Ablehnung reagierten zwei ehemalige Heimkinder auf ein Gesprächsangebot Mixas. Sie hatten in eidesstattlichen Erklärungen den Bischof bezichtigt, vor rund 30 Jahren als Stadtpfarrer von Schrobenhausen bei kleinen Verfehlungen in dem dortigen Kinderheim St. Josef brutal zugeschlagen zu haben. Insgesamt sechs ehemalige Heiminsassen haben Mixa die Anwendung körperlicher Gewalt vorgeworfen. Von »Ohrfeigen, Fausthieben und Hieben auf das nackte Gesäß« war dabei die Rede.
Papst Benedikt XVI. ging in seinen Osteransprachen zunächst nicht auf die Krise wegen der Missbrauchsfälle ein. In Österreich haben sich mehr als 170 Opfer von Gewalt und Missbrauch in der katholischen Kirche gemeldet, nachdem dort vor zwei Wochen eine Hotline eingerichtet worden war. Knapp der Hälfte der Opfer sei Gewalt angetan worden und 34 Prozent seien sexuell missbraucht worden, sagte der Psychologe Holger Eich am Freitag in Wien.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.