Hüben wie drüben

  • Jörg Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Ohrfeigen und Lohnabzug als Strafmaßnahmen, überlange Arbeitszeiten und Verhinderung von Gewerkschaftsarbeit – so sieht der Arbeitsalltag bei vielen Zulieferern deutscher Discounter aus, und nicht nur bei denen. Ob Billig- oder Markenprodukt – das, womit wir uns hier kleiden, um eine gute Figur abzugeben, wird häufig in Ländern produziert, in denen Arbeitsrechte mit Füßen getreten werden oder nicht existieren. Egal ob es nun der Pulli von Discountern wie Lidl oder Kik ist, der Markenschuh von Puma oder das Luxus-Bustier von Triumph.

Das Urteil des Heilbronner Landgerichts ist insofern zweifach positiv zu bewerten. Zum einen wird der Verbraucherschutz gestärkt. Lidl darf fortan nicht mehr damit werben, dass bei seinen Zulieferern Sozial- und Arbeitsstandards eingehalten werden. Der Kunde muss sich darauf verlassen können, dass, wo Fair Trade draufsteht, auch Fair Trade drin ist. Andererseits rücken die Arbeitsbedingungen in der Textilproduktion in Ländern wie Bangladesch, Thailand oder China wieder in den Fokus. Die Forderung der Kampagne für Saubere Kleidung an die Bundesregierung, Unternehmen auch gesetzlich zur Einhaltung der Standards bei Zulieferbetrieben zu verpflichten, ist insofern zu begrüßen. Aber genügen kann das nicht. Wir sind alle gefordert, den Beschäftigten den Rücken zu stärken, den Mund aufzumachen, zu gucken, wo und was wir kaufen, und nicht nur nach dem ultimativen Schnäppchen zu suchen.

Nebenbei: Dass Lidl das Hemd näher ist als die unfair genähte Jeans, ist wohl folgerichtig. Schläge gibt es hierzulande zwar nicht, aber die Bespitzelungen und der Druck auf Betriebsräte in spe sind nicht vergessen.

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