Concordia-See wird wieder geflutet

Braunkohlesanierer LMBV zieht Bilanz / Sanierung in Nachterstedt dauert noch viele Jahre

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Braunkohlesanierer LMBV hat seine Bilanz für 2009 vorgelegt – und dabei vor allem über das Unglück von Nachterstedt sprechen müssen. Auch der dortige Concordia-See wird, wie andere Tagebau-Restlöcher, wieder geflutet – aber viel später als erhofft.

Der Störmthaler See im Süden von Leipzig verspricht ein Freizeitparadies zu werden: Steilufer, Landzungen und Strände entstehen mit der Flutung des Tagebau-Restloches; die Attraktion aber wird eine schwimmende Insel namens »Vineta«, die von einer Turmhaube gekrönt wird. Diese erinnert an den Kirchturm von Magdeborn, das 1977 vom Tagebau geschluckt wurde, und beherbergt ein Turmzimmer, in dem geheiratet werden kann. Nicht nur deshalb setzt man in den Dörfern am Seeufer große Hoffnungen in die Flutung, die in Regie des Bergbausanierers LMBV demnächst abgeschlossen sein soll.

Bei der Jahresbilanz 2009, zu der eben jene Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft gestern an den Rand des Störmthaler Sees geladen hatte, ging es indes weniger um dieses oder 50 weitere Sanierungsprojekte, bei denen bis Ende dieses Jahrzehnts fast 100 Seen in den Revieren zwischen Cottbus und Hoyerswerda sowie von Delitzsch bis Zeitz entstehen werden und in denen die Arbeiten kontinuierlich vorangehen, wie der Geschäftsführer Mahmut Kuyumcu berichtete. Im Mittelpunkt stand vielmehr ein See in Sachsen-Anhalt, dessen touristische Nutzung schon begonnen hatte, an dem die LMBV aber im Juli 2009 einen bislang beispiellosen Rückschlag einstecken musste: Am Concordia-See rutschte eine Uferböschung ins Wasser; 2,8 Millionen Kubikmeter Erde rissen ein Haus und eine Haushälfte mit sich und begruben drei Bewohner.

Wie es zu dem Unglück kommen konnte, das Kuyumcu als eine »schmerzliche Erfahrung« für Anwohner und Unternehmen bezeichnete, ist weiter unklar; Gutachter arbeiteten seit vielen Monaten an der Aufklärung. Demnächst soll ein hochseetüchtiges Boot den Seegrund sondieren. Zudem würden Bohrungen niedergebracht, um das Ufer zu sichern und den Rutschungskessel zugänglich zu machen. Das sei »Voraussetzung für die notwendige Neugestaltung des Böschungsareals«, sagt Kuyumcu. Begonnen werden kann damit nach LMBV-Plänen nicht vor 2011. Danach soll der Concordia-See ab 2014 weiter geflutet werden, eine Maßnahme, die Kuyumcu als »alternativlos« bezeichnete. Bis der abschließende Pegelstand erreicht ist, werden wohl acht Jahre vergehen – für Restaurantbetreiber und Tourismusunternehmer in der Region eine sehr unschöne Botschaft, obwohl sie von Land, Bund und LMBV mit einem Hilfspaket unterstützt werden. Die durch ein Verwaltungsabkommen vom Bund und vier beteiligten Ost-Ländern finanzierte LMBV selbst hat das Unglück von Nachterstedt neun Millionen Euro gekostet.

Fast das Tausendfache an Mitteln ist seit 1990 in die Sanierung der Bergbau-Hinterlassenschaften in den ostdeutschen Braunkohlerevieren geflossen: 8,77 Milliarden Euro waren es bis Ende 2009. Eine weitere Milliarde werde das Unternehmen, bei dem inzwischen weniger als 700 Mitarbeiter beschäftigt sind, zwischen 2013 und 2017 benötigen. Für diese vier Jahre muss ein Finanzierungsabkommen aber noch verhandelt werden. Dabei ist der Großteil der Arbeiten bereits erledigt – vom Abbruch alter Kraftwerke über die Abraumumlagerung bis zur Böschungsverdichtung. Auch die Rekultivierung ist zu drei Vierteln beendet. Künftig geht es an den Seen um Überwachung der Flutung, Nachbehandlung des Wassers und die Nachnutzung der Seen durch Ferienparks, Jachthäfen, Segelreviere – oder durch werdende Ehepaare wie auf der hölzernen Insel namens »Vineta« mitten im Störmthaler See.

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