Ackermann weist Vorwürfe um IKB-Fastpleite zurück

Deutsche-Bank-Chef bestreitet vor Gericht Mitschuld seines Hauses

  • Lesedauer: 3 Min.
Am Mittwoch sagte Josef Ackermann als Zeuge im Prozess gegen die Beinahepleite der Düsseldorfer IKB-Bank vor Gericht aus. Vorwürfe, die Deutsche Bank sei an der Schieflage der IKB mitverantwortlich, wies er zurück.

Düsseldorf (dpa/ND). Die IKB sei bereits in einer massiven Schieflage gewesen, als die Deutsche Bank die Handelslinie zur IKB gekappt habe, sagte Josef Ackermann vor dem Landgericht Düsseldorf. Alles andere »wäre gutes Geld schlechtem hinterwerfen« und den Aktionären der Deutschen Bank »nicht zumutbar« gewesen, so der Deutsche-Bank-Chef.

Auf der Anklagebank des Düsseldorfer Landgerichts sitzt der ehemalige IKB-Chef Stefan Ortseifen. Der hat seine Unschuld beteuert und die Deutsche Bank zur eigentlichen Verursacherin der Krise erklärt: Mit dem völlig überraschenden Kappen der Handelslinie habe die Deutsche Bank die IKB ins Verderben gestürzt.

Ackermann sagte dagegen, die IKB habe eine vollständige aktuelle Bewertung des Portfolios ihrer Zweckgesellschaft Rhineland zwar mehrfach zugesagt, aber die Herausgabe der Zahlen immer wieder verzögert. »Nachdem wir mehrere Tage keine Transparenz bekommen haben, hatten wir den Verdacht: Hier scheint etwas faul zu sein«, so Ackermann. Zudem gab es »immer mehr Gerücht im Markt, dass die IKB eine Schieflage hat«.

Eigene Berechnungen in seiner Bank für einen Teil des Portfolios hätten dann gezeigt, dass die mehrere Wochen alten Bewertungen der IKB deutlich zu optimistisch gewesen seien. »Nach unseren Bewertungen war die IKB bereits in sehr, sehr problematischer Lage«, sagte Ackermann. Das Eigenkapital der IKB sei damit bereits »praktisch weg« gewesen.

Außerdem habe es Hinweise gegeben, dass die IKB sich damals bereits nicht mehr refinanzieren konnte. So habe die IKB die Deutsche Bank gebeten, Papiere zu kaufen, die offensichtlich am Markt nicht mehr platziert werden konnten. »Wir haben größte Zweifel an der Bonität der IKB«, habe er KfW-Chefin Ingrid Matthäus-Maier gesagt, als diese ihn nach dem Einfrieren der Handelslinie angerufen habe.

Er habe dann auch die Finanzaufsicht BaFin eingeschaltet und deren Chef Jochen Sanio angerufen. Die Prüfer der BaFin hätten die Berechnungen der Deutschen Bank und damit die Schieflage letztlich bestätigt. Die Deutsche Bank habe wegen der Schieflage der Zweckgesellschaft Rhineland selbst eine Abschreibung vornehmen müssen.

In dem Prozess am Düsseldorfer Landgericht ist Ortseifen wegen Marktmanipulation und Untreue angeklagt. So soll er die Lage der Bank noch wenige Tage vor deren Absturz irreführend beschönigt haben. In Zweckgesellschaften außerhalb der Bilanz hatte die IKB 17 Milliarden Euro in strukturierten Wertpapieren angelegt, die zu erheblichen Teilen auf zweitklassigen US-Immobilienkrediten (Subprime) fußten.

Ackermann räumte ein, dass auch die Deutsche Bank »solche Produkte an die IKB verkauft« habe. In welchem Umfang, könne er aber nicht sagen.

Mit der Schieflage der IKB hatte die weltweite Finanzkrise vor knapp drei Jahren Deutschland erreicht. Als der US-Hypothekenmarkt zusammenbrach, kostete die Rettung der IKB rund zehn Milliarden Euro. Den Löwenanteil musste die staatliche KfW als Haupteigentümerin der IKB schultern – und damit der Steuerzahler. In dem Prozess am Düsseldorfer Landgericht ist Ortseifen wegen Marktmanipulation und Untreue angeklagt.

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