Konzern will Einspeiseprämie auch für Erdgas aus Biomasse

Ostdeutsche VNG steigert ihren Absatz zum zwölften Mal in Folge

  • Hendrik Lasch, Leipzig
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Gaskonzern VNG hat, unbeirrt von Querelen um die Eigentümerstruktur, 2009 erneut seinen Absatz gesteigert. Künftig will er selbst Gas fördern sowie Biogas einspeisen – wenn die Politik die Voraussetzungen schafft.

Das Wetter hat in Berichten über die Jahresbilanz von Unternehmen eigentlich nichts zu suchen. Bei der Verbundnetz Gas AG, dem größten eigenständigen Konzern im Osten, ist das etwas anders. »Wir freuen uns auch über diesen Mai«, sagt Vorstandschef Klaus-Ewald Holst angesichts nasser Kühle. Auch der harte Winter habe den Absatz getrieben – und ein wenig dazu beigetragen, dass die in Leipzig ansässige Gesellschaft zum zwölften Mal in Folge ihren Absatz gesteigert hat. Er betrug 183 Milliarden Kilowattstunden. Zugleich erzielte sie ihr bislang bestes Jahresergebnis und erwirtschaftete 170 Millionen Euro Überschuss.

Die Zahlen sind freilich nicht allein dem Wetter geschuldet, sondern vielmehr dem Umstand, dass sich das Unternehmen zunehmend im Ausland engagiert, sein Gas in Polen und Italien, Tschechien und Frankreich und bald auch in Luxemburg verkauft sowie auf Terminmärkten absetzt. In Deutschland selbst habe es dagegen einen »Rückgang in allen Kundenbereichen« gegeben, gesteht Holst. Dass die VNG die Krise dennoch besser überstanden hat als manche Konkurrenten, liegt an einer vermeintlichen Schwäche: Die Leipziger liefern unterdurchschnittlich an Industriekunden, litten jedoch nun auch weniger unter deren gedrosseltem Verbrauch.

Der Konzern bekräftigte gestern Pläne, künftig Gas nicht mehr nur verteilen, sondern selbst fördern zu wollen. Bislang vertreibt VNG Gas, das zu einem Drittel in Russland und zu je etwa 22 Prozent in Norwegen, Deutschland und an Spotmärkten gekauft wird. Nach Gründung einer Tochter in Norwegen 2006 sei nun dort ein weiteres Unternehmen erworben worden. Sie halten 25 Förderlizenzen und sind in zwei Abbaufeldern bereits aktiv. Bis etwa zum Jahr 2018 sollen dann zehn Prozent der Gasmenge selbst erzeugt werden.

Zugleich hat man im Unternehmen freilich registriert, dass der früher als umweltfreundlich geltende Energieträger Erdgas »unter Druck geraten« ist, wie Holst formuliert. VNG will sich daher auch in der Erzeugung von Bio-Erdgas engagieren, also Gas aus Biomasse, das zu Erdgas-Qualität verarbeitet wird. Das lohnt sich bisher aber nur, wenn daraus Strom erzeugt wird. In diesem Fall kassiert das Unternehmen die Einspeisevergütung. Weil aber solche finanziellen Anreize bei der Einspeisung in das Wärmenetz fehlen, lohnt sich das nicht. Bio-Erdgas ist drei- bis viermal so teuer wie Erdgas, sagt Holst und betont: »Hier muss sich etwas tun.« Die Politik sei gefordert, für »Waffengleichheit« zu sorgen, etwa durch Ergänzung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes.

Beruhigt zeigte sich Holst über das Ende der Querelen um die Eigentümerstruktur bei VNG. Wirbel hatte es vor allem um die Rolle der kommunalen Eigentümer gegeben, die ihre Sperrminorität zu verlieren drohten, weil die Stadtwerke Jena ihre Anteile an die im Besitz von bereits 47,9 Prozent der Aktien befindliche Oldenburger EWE verkaufen wollten. Im Mai 2009 kam eine Einigung zustande, der zufolge Jena und Halle ihre Aktienpakete doch an die Kommunal-Holding VUB verkaufen, die weiterhin 25,79 Prozent hält. Zudem verdoppelte die russische Gazprom ihren Anteil auf zehn Prozent. Es gebe nun, freut sich Holst, einen »ausgewogenen und stabilen Aktionärskreis«, was sich positiv auf das Ansehen des Unternehmens auswirke – und so vielleicht weitere Rekordergebnisse ermöglicht.

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