Bernau blockiert Nazis

Erster von mehreren geplanten Aufmärschen verhindert / Demos in Franken

  • Lesedauer: 2 Min.
Im brandenburgischen Bernau verhinderten Demonstranten mit einer Blockade einen Naziaufmarsch. Mehr als 2000 Menschen protestierten in Nürnberg und Fürth gegen rechte Gewalt und das Verhalten der Polizei nach einem Nazi-Überfall.

Bernau/Nürnberg/Fürth (Agenturen/ND). Mehr als 400 Menschen haben am Sonnabend in Bernau den Start eines Neonazi-Aufzuges verhindert. Knapp hundert Anhänger der Kameradschaft Märkisch Oder Barnim konnten nicht vom Bahnhof der Stadt losmarschieren. Aus Gründen der Verhältnismäßigkeit habe die Polizei auf eine Räumung der Blockade verzichtet, teilte der Schutzbereich mit. Eine Sprecherin der Einsatzkräfte sprach von einem »absolut friedlichen Verlauf«. Zu der Blockade hatte das Bündnis »Brandenburg nazifrei« aufgerufen, dem nach eigenen Angaben rund 40 Organisationen aus der Region angehören, darunter Parteien, Gewerkschaften, Kirchgemeinden und Antifa-Gruppen. Auch die Stadt Bernau habe den Protest unterstützt.

Nach Angaben des Bündnisses plant die rechtsextreme Kameradschaft bis Mitte Juli Aufmärsche in insgesamt sieben Orten im Nordosten Brandenburgs, den nächsten am kommenden Wochenende in Eberswalde. Auch dort will das Bündnis den Aufzug mit einer erneuten Blockade verhindern.

Verharmlosung zunehmender Gewalt

In Nürnberg und Fürth folgten ebenfalls am Sonnabend mehr als 2000 Menschen dem Aufruf des »Komitees gegen Rechts« zu zwei Demonstrationen gegen rechte Gewalt. In Fürth waren zunächst 800 Menschen durch die Innenstadt gezogen. Nach dem Ende der Demonstration fuhren die meisten von ihnen weiter zum Protestzug in Nürnberg.

Beide Demos waren eine Reaktion auf den Überfall auf einen 17-Jährigen am 28. April in der Nürnberger U-Bahn. Der Jugendliche war von einem 24 Jahre alten Mann in der Station »Plärrer« brutal zusammengeschlagen worden. Das Opfer wurde in der Folge sieben Mal operiert und lag gut fünf Wochen im Krankenhaus, zeitweise im künstlichen Koma. Weitere Operationen stehen noch aus. Der Täter gehört der rechten Szene an, das Opfer wiederum soll politisch links stehen. Das Aktionsbündnis wirft den Ermittlern vor, direkt nach der Tat von dem rechtsextremen Hintergrund gewusst zu haben. Dies habe die Polizei aber vier Tage lang verschwiegen. Ohnehin werde die zunehmende rechte Gewalt in der Region von den Behörden verharmlost. Auch der Nürnberger Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) kritisierte das Vorgehen der Polizei.

Am Wochenende bemängelte das Aktionsbündnis das »provokante« und »gewalttätige« Auftreten der Polizei bei den Demonstrationen. In Fürth waren fünf Teilnehmer wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz vorläufig festgenommen worden.

In Nürnberg versuchten die etwa 400 Autonomen unter den 2000 Demonstranten, eine Absperrung der Polizei zu überwinden, was die Beamten nach eigenen Angaben mit Pfefferspray und Schlagstöcken verhinderten. Auch Flaschen flogen demnach in ihre Richtung; dabei wurde eine Teilnehmerin am Hinterkopf schwer verletzt.

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