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Ade, Glimmstängel

Raucherentwöhnung funktioniert ohne Hilfe

  • Eric Breitinger
  • Lesedauer: 2 Min.
Der kalte Entzug ist die erfolgreichste Methode, mit dem Rauchen aufzuhören, fanden die australischen Gesundheitsexperten Simon Chapman und Ross Mackenzie heraus.

Für eine in der US-Fachzeitschrift PLOS Medicine veröffentlichte Übersichtsstudie hatten sie 511 Untersuchungen zum Rauchstopp analysiert. Bis drei Viertel der Ex-Raucher kamen demnach ohne Arzneimittel und ohne Beratung dauerhaft vom Glimmstängel los. Laut einer aktuellen US-Studie führt der Rauchstopp auf eigene Faust dabei doppelt so oft zur Abstinenz wie assistierte, geplante Versuche. In Studien bezeichneten laut den Forschern viele Ex-Raucher das Aufhören »als weniger traumatisch als angenommen«. Gemäß einer älteren britischen Studie war es für 53 Prozent der befragten Ex-Raucher »gar nicht schwierig«, ohne Zigaretten auszukommen, für 27 Prozent nur »mäßig schwierig«. Den Forschern zufolge dominiert in Medien und wissenschaftlicher Literatur indes die Überzeugung, dass es für Raucher sehr schwer ist, ohne therapeutische Hilfe und Medikamente von der Sucht loszukommen. Klinische Studien bescheinigen assistierten Rauchstoppverfahren 50 bis 70 Prozent mehr Erfolg als Versuchen ohne Hilfe. Die beiden Forscher halten diese Ergebnisse jedoch für verzerrt, da sie auf Tests im Labor beruhten und nicht auf Erfahrungen im Alltag. Die Überbewertung der assistierten Nikotinentwöhnung erklären sie sich auch damit, dass 91 Prozent der 511 Studien solche Verfahren untersuchten. Fast alle Studien waren von Pharmafirmen finanziert, die Pillen gegen Entzugssymptome anbieten.

Für eine bessere Erforschung des Rauchstopps auf eigene Faust fehlen laut Chapman und Mackenzie die Sponsoren. Ihr Fazit: »Die Forschung gehorcht dem Geld«. Das habe negative Konsequenzen. Aufhörwillige Raucher überschätzten die Schwierigkeit, von der Sucht loszukommen.

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