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Ein Netzwerk für Gedenkstätten?
Dr. Norbert Kampe über die Aufgaben der Ständigen Konferenz / Kampe ist Leiter der Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz und hat 2010 den Konferenz-Vorsitz inne
ND: Die Leiter der NS-Gedenkstätten in Berlin zuzüglich Sachsenhausen in Brandenburg wollen enger zusammenarbeiten. Wie soll solch eine Vernetzung in der Praxis aussehen?
Kampe: Die Mitglieder der Ständigen Konferenz behandeln und beraten über Themen wie Medien, Pädagogik, Besucherbetreuung oder Archive und Sammlungen.
Die Vertreter welcher Orte der Erinnerung gehören dieser Kooperation an?
Der Konferenz gehören die Leiterinnen und Leiter der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, der Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand, der Stiftung Topographie des Terrors sowie Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen an. Ich leite die Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz. Gleichzeitig habe ich in diesem Jahr den Vorsitz der Ständigen Konferenz. Dann folgt Prof. Günter Morsch, Leiter der Gedenkstätte Sachsenhausen.
Was hat sich die Ständige Konferenz vorgenommen?
Die Leiter der NS-Gedenkstätten treffen sich schon seit Jahren. Es ist allerdings bekannt, dass die Gedenkstätten im Vergleich mit sonstigen staatlichen Museen in Berlin bei der Besucherbetreuung und beim Budget ein Vielfaches leisten. Entsprechend angespannt ist die Arbeitsbelastung. Deshalb war die Koordination als zusätzliche Arbeitslast nicht optimal. Nun ist die Geschäftsstelle der Ständigen Konferenz mit Dr. Andrea Riedle permanent besetzt. Sie bringt große Erfahrungen aus jahrelanger Arbeit in der Gedenkstätte und dem Museum Sachsenhausen in Oranienburg mit. Intern ist wichtig, dass sich nicht nur die Leiter der Gedenkstätten besprechen, sondern dass auch Abteilungen wie Bibliotheken und ebenso pädagogische Mitarbeiter Verbindung miteinander haben. Eine seit Jahren gut funktionierende Kooperation hat zu einem gemeinsamen Bestandsverzeichnis der Bibliotheken im Internet geführt: www.zeitgeschichte-online.de/alg-agg. So kann besser beraten werden.
So sind schriftliche Prüfungskomponenten beim mittleren Schulabschluss und beim Abitur hinzugekommen. Das hat dazu geführt, dass Schüler, Studenten und alle Interessenten mit Hilfe der Dokumentationen Aufsätze zu Themen wie NS, Rassismus, Neonazismus verfassen.
Was bietet das Netzwerk noch?
Besonders ausländische Besuchergruppen – im Haus der Wannsee-Konferenz sind das derzeit 56 Prozent von rund 100 000 Besuchern jährlich – benötigen Informationen, welche Angebote an welchen Gedenkstätten für sie besonders geeignet sind. Oft macht es auch Sinn, übergeordnete Themen an mehreren Gedenkstätten übergreifend zu erarbeiten. Frau Riedle betreut auch die Website www.orte-der-erinnerung.de. Die Ständige Konferenz ist ebenso Ansprechpartner für Initiativen und Vereine, die so wichtig dafür sind, dass möglichst viele Menschen nicht nur die NS-Geschichte kennen, sondern daraus Konsequenzen für das aktuelle politische Verhalten ziehen.
Wer hatte die Idee zu der Vernetzung?
Der Bund. Der frühere Plan des Bundes unter der rot-grünen Koalition, auch für Berlin eine Gedenkstättenstiftung zu gründen, wurde aufgegeben. Die Gedenkstätten leisten seit Jahrzehnten gute Arbeit und haben internationales Renommee. Das sollte nicht hinter einer neuen Stiftung verschwinden. Wir benötigen auch eher »Indianer« als »Häuptlinge« – sprich Mitarbeiter und keine neue Leitungsstruktur.
Fragen: Andreas Heinz
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