Shootingstar J2M vor Gericht
Ex-Chef von Vivendi Universal der Manipulation und Untreue beschuldigt
Paris (AFP/ND). Dem einstigen Star der französischen Unternehmerszene wurde am Mittwoch vor dem Pariser Strafgericht die Verbreitung von Falschinformationen, Kursmanipulation und Untreue vorgeworfen. Der 53 Jahre alte Manager soll während des Börsen- und Internetbooms zur Jahrhundertwende seine Aktionäre über den hohen Schuldenstand nach der Übernahme des kanadischen Medienkonzerns Seagram belogen und entgegen geltenden Bestimmungen massiv Aktien des eigenen Konzerns aufgekauft haben.
Messier hatte den einstigen Wasserversorger Ende der 90er Jahre durch Zukäufe, zu denen die berühmten Universal-Filmstudios gehörten, in einen Medienkonzern umgebaut. Die dadurch angehäuften Schulden von 35 Milliarden Euro brachten die Gruppe an den Rand der Zahlungsunfähigkeit. Vivendi Universal verzeichnete allein 2002 Verluste von 23,3 Milliarden Euro. Messier wurde im Juli 2002 entlassen.
Der Prozess ist bis zum 25. Juni angesetzt. Jean-Marie Messier – in Frankreich kurz J2M genannt – drohen bis zu fünf Jahre Haft und eine hohe Geldstrafe. Die Pariser Staatsanwaltschaft hatte den Fall allerdings eigentlich zu den Akten legen wollen. Der zuständige Untersuchungsrichter, der das letzte Wort hat, bestand aber auf einem Prozess. Französische Kleinaktionäre, die durch Messier viel Geld verloren, hoffen auf eine Verurteilung, um dann Schadenersatz einklagen zu können. Sie treten als Nebenkläger im Verfahren auf.
Im Januar war der Fall nach einer Sammelklage von US-Aktionären bereits in den USA vor Gericht gewesen. Ein New Yorker Gericht verurteilte Vivendi zu Schadenersatz. Die Höhe ist noch nicht festgelegt, könnte sich aber auf mehrere Milliarden belaufen. Messier wurde dagegen von jeder Verantwortung freigesprochen.
Mit ihm sind in Paris jetzt fünf weitere Ex-Manager von Vivendi Universal sowie ein Finanzberater angeklagt. Unter ihnen ist auch der kanadische Seagram-Erbe Edgar Bronfman Jr, dem auch Insidergeschäfte vorgeworfen werden. Er soll im Januar 2002 »in Kenntnis nicht veröffentlichter Fakten« Aktienoptionen eingelöst haben.
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