Die Königin auf Sand

Tennis: Die Italienerin Schiavone siegt überraschend in Paris

  • Ulrike Weinrich, SID
  • Lesedauer: 2 Min.

Nach der märchenhaften Krönung zur Sandplatzkönigin von Paris kletterte Francesca Schiavone in ihre mit Italien-Flaggen geschmückte Box und versank in der Traube der jubelnden Freunde. »Ich habe mich gefühlt wie ein Champion, das waren große Emotionen. Davon habe ich immer geträumt«, sagte die Sensations-Siegerin nach dem 6:4, 7:6 (7:2)-Triumph im Finale der Debütantinnen gegen die favorisierte Samantha Stosur (Australien).

Am Montag will sich Schiavone erstmal neue Jeans kaufen. Wie schön. Der mit 1,12 Millionen Euro dotierte Erfolg im Spätherbst ihrer Karriere war für die 29-Jährige eine Genugtuung der besonderen Art und lässt sie als Weltranglisten-Sechste erstmals in die Top Ten vordringen.

«Ich habe gezeigt, dass man alles erreichen kann, wenn man es aus vollem Herzen und mit Leidenschaft angeht. Dann können Dinge wahr werden, die unrealistisch erscheinen«, sagte Spätstarterin Schiavone, die erst bei ihrem 39. Grand-Slam-Turnier nach 732 Profimatches den großen Durchbruch schaffte. Auch Stosur erkannte die besondere Leistung ihrer Gegnerin an: »Es zeigt, dass man kein Wunderkind gewesen sein muss, um so etwas zu schaffen.«

Vor dem Finale hatte die in Paris an Nummer 17 gesetzte Schiavone in 13 Profijahren gerade mal drei Turniere der mittleren Kategorie gewonnen. Doch nie hörte die Kämpfernatur mit dem variablen Spiel auf, an sich und das Unmögliche zu glauben. Während Turnierfavoritinnen wie die topgesetzte Serena Williams (USA) oder Justine Henin aus Belgien längst abgereist waren, schrieb die nur 1,66 m große Schiavone am Bois de Bologne Geschichte. Als letztem Spieler aus ihrem Heimatland war Adriano Panatta 1976 ebenfalls in Roland Garros ein Major-Sieg gelungen. Italiens Staatspräsident Georgio Neapolitano hatte der neuen Volksheldin noch auf dem Court per Handy gratuliert. Später folgte Regierungschef Silvio Berlusconi.

In der Heimat überschlugen sich die Medien. »Francesca I., Königin von Frankreich. Danke. Sie ändert das Spiel mit ihrer Fantasie«, titelte die Gazzetta dello Sport, während Tuttosport schrieb: »Schiavone in der Geschichte. Paris liegt ihr zu Füßen.«

Um die Auswirkungen des Ruhmes in den Griff zu bekommen, plant Francesca Schiavone, einen Teil des Preisgeldes in eine Immobilie zu investieren. Die Weltranglisten-Siebte Stosur bekam im bislang wichtigsten Match ihrer Karriere die Nerven nicht in den Griff. Die 26-Jährige verspielte im zweiten Satz eine 4:1-Führung: »Trotzdem bin ich stolz auf das Erreichte. Ich werde voller positiver Erinnerung auf diese zwei Wochen zurückschauen.«

Im Männerfinale siegte der Spanier Nadal Rafael gegen Schwedens Robin Söderling 6:4, 6:2, 6:4.

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