ILA und Rüstung: Große Gier, kleiner Markt
Politik und Militär geben den Werbezirkus der Industrie
Er braucht nur ein paar hundert Meter, dann hebt er ab, legt sich auf die Seite, die Tragflächen erreichen fast senkrechte Positionen. Dabei ist der graue Brocken so leise, dass man ihn sogar in verordneten Mittagsruhezeiten präsentieren kann.
Der A400M gibt sich als Star der Internationalen Luft- und Raumfahrtmesse in Berlin-Schönefeld. Seine Hersteller von Airbus Military tun so, als stünde der Serienproduktion nicht mehr viel im Wege. Und auch der Luftfahrt-Koordinator der Bundesregierung, Ex-Pfarrer Peter Hintze, behauptet, dass sich der Transporter »vom Sorgenkind zum Erfolgsflugzeug« wandelt. Gerade Hintze sollte wissen, wie weit das viermotorige Flugzeug noch entfernt ist vom Erfolg. Hintze macht – wie die meisten Politiker, die auf der ILA auftauchen – Promotion für Europas Hightech-Industrie, die in der Wirtschafts- und Finanzkrise finanzielle Bruchlandungen befürchtet. Die Gier nach Profit ist groß, der Markt wird immer kleiner. Potente Kunden gibt es kaum noch. Um das Geschäft anzukurbeln, versucht sich auch die Bundeswehr als ILA-Marktschreier. Über dem ILA-Himmel taucht ein Dreiergespann auf. Vorneweg ein A 310-MRTT. An den »Zapfpistolen« des Tankers hängen zwei Eurofighter. Schaut her, was die Industrie uns Gutes gegeben hat. Davon gibt es noch mehr. Kauft, Leute, kauft ...!
Hintergrund: EADS wird sich erneut um den Tanker-Auftrag der US-Streitkräfte bewerben. Basis ist der A 330. Bis zum 9. Juli werde EADS ein neues, eigenes Angebot für die 179 Tankflugzeuge abgeben, sagte EADS-Chef Louis Gallois am Mittwoch. Auftragswert: 35 Milliarden US-Dollar. Das ist Rekord in der Luftfahrtgeschichte.
Übrigens: Diese Art Kooperation zwischen Militärs und Industrie ist keine ILA-Spezialität. Die Bundeswehr präsentierte in diesem Jahr Erzeugnisse deutscher Rüstungsfirmen auch schon in Indien, Russland, Norwegen, der Türkei, der Schweiz und in Schweden.
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