Flutung in der Wismut
In den einstigen Uranbergbau-Orten Thüringens und Sachsens kommt die Sanierung voran
Chemnitz (dpa/ND). Die Beseitigung der Altlasten aus dem Uranbergbau in Thüringen und Sachsen kommt voran. Bis Ende 2009 wurden etwa 90 Prozent aller einstigen Anlagen über Tage demontiert, teilte die Wismut am Mittwoch in Chemnitz mit. Unter Tage sind die Bergbausanierer noch weiter: Nur noch 34 der zusammen etwa 1400 Kilometer langen unterirdischen Grubenwege, die 1991 noch offen gewesen waren, sind bisher nicht endgültig verschlossen. Die Flutung der einstigen Gruben steht den Angaben zufolge bereits bei 93 Prozent.
Doch bis zum Abschluss des milliardenschweren Riesenprojekts wird es noch einige Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, heißt es bei dem bundeseigenen Unternehmen: Schließlich müssten die Flächen auch nach Sanierung gepflegt und überwacht werden. Von den als Gesamtkosten veranschlagten 6,4 Milliarden Euro wurden bis Ende 2009 etwa 5,3 Milliarden Euro ausgegeben. Derzeit kommen vom Bund jährlich etwa 150 Millionen Euro.
Verzögerungen in Freital
Die Bilanz für 2009 fällt positiv aus: Das Arbeitsprogramm sei im vergangenen Jahr »insgesamt erfüllt« worden, schreiben die beiden Wismut-Geschäftsführer Stefan Mann und Hardi Messing in dem am Mittwoch veröffentlichten Umweltbericht. Dem Papier zufolge sind die Umweltbelastungen an den Altstandorten bereits deutlich gesunken.
Probleme bereitete dem Bericht zufolge weiter die Auffahrung des »Wismut-Stollns« in Freital, um die Flutungswässer der Grube Dresden-Gittersee sicher abzuleiten. Diese Arbeiten hatten im April 2007 begonnen und sollten eigentlich schon 2009 beendet sein. Der Vortrieb kam jedoch wegen schwieriger geologischer Bedingungen nicht so schnell wie erwartet voran. Nun ist von einem Abschluss Mitte 2013 die Rede.
Am Standort Ronneburg in Thüringen wird die bisherige Wasserbehandlungsanlage erweitert. Sie solle in der zweiten Jahreshälfte 2011 betriebsbereit sein, erklärte Wismut-Sprecher Frank Wolf. Damit soll das Flutungswasser weiter abgesenkt werden. Laut Umweltbericht wurde 2009 an allen Wismut-Standorten zusammen mit 19 000 Tonnen Gefahrgütern in etwa die gleiche Menge gesichert wie 2008. Die Wismut war nach dem Zweiten Weltkrieg als sowjetische Aktiengesellschaft entstanden, später wurde sie mit DDR-Beteiligung fortgeführt. Sie sollte die Uranlagerstätten für das sowjetische Atomprogramm ausbeuten.
Nur noch 1500 Mitarbeiter
Die DDR wurde damals zum drittgrößten Uranproduzenten der Welt, nach den USA und Kanada. Die Wismut-Belegschaft wuchs bis auf 120 000 Beschäftigte, die in all den Jahren rund 231 000 Tonnen Uran aus der Erde holten. Jetzt sind noch knapp 1500 Wismut-Mitarbeiter mit der Beseitigung der Altlasten an den sieben Standorten befasst: Seelingstädt und Ronneburg in Thüringen, Schlema-Alberoda, Pöhla, Königstein, Dresden-Gittersee und Crossen in Sachsen.
Erst vor wenigen Tagen wurde das Tochterunternehmen Wisutec privatisiert. Neuer Eigentümer ist die G.E.O.S. Ingenieurgesellschaft aus dem mittelsächsischen Halsbrücke.
Wisutec war von der Wismut im Jahr 2002 gegründet worden, um das bei der Sanierung der Bergbau-Altlasten erworbene Wissen weltweit zu vermarkten. Zuletzt erwirtschaftete die Tochter mehr als zwei Millionen Euro Umsatz pro Jahr.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.