Flutung in der Wismut

In den einstigen Uranbergbau-Orten Thüringens und Sachsens kommt die Sanierung voran

  • Lesedauer: 3 Min.
Uran für das sowjetische Atomprogramm – dafür sorgten Bergleute aus Sachsen und Thüringen zu DDR-Zeiten. Nach der Wende begann die Sanierung. Das meiste Geld ist bereits ausgegeben.

Chemnitz (dpa/ND). Die Beseitigung der Altlasten aus dem Uranbergbau in Thüringen und Sachsen kommt voran. Bis Ende 2009 wurden etwa 90 Prozent aller einstigen Anlagen über Tage demontiert, teilte die Wismut am Mittwoch in Chemnitz mit. Unter Tage sind die Bergbausanierer noch weiter: Nur noch 34 der zusammen etwa 1400 Kilometer langen unterirdischen Grubenwege, die 1991 noch offen gewesen waren, sind bisher nicht endgültig verschlossen. Die Flutung der einstigen Gruben steht den Angaben zufolge bereits bei 93 Prozent.

Doch bis zum Abschluss des milliardenschweren Riesenprojekts wird es noch einige Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, heißt es bei dem bundeseigenen Unternehmen: Schließlich müssten die Flächen auch nach Sanierung gepflegt und überwacht werden. Von den als Gesamtkosten veranschlagten 6,4 Milliarden Euro wurden bis Ende 2009 etwa 5,3 Milliarden Euro ausgegeben. Derzeit kommen vom Bund jährlich etwa 150 Millionen Euro.

Verzögerungen in Freital

Die Bilanz für 2009 fällt positiv aus: Das Arbeitsprogramm sei im vergangenen Jahr »insgesamt erfüllt« worden, schreiben die beiden Wismut-Geschäftsführer Stefan Mann und Hardi Messing in dem am Mittwoch veröffentlichten Umweltbericht. Dem Papier zufolge sind die Umweltbelastungen an den Altstandorten bereits deutlich gesunken.

Probleme bereitete dem Bericht zufolge weiter die Auffahrung des »Wismut-Stollns« in Freital, um die Flutungswässer der Grube Dresden-Gittersee sicher abzuleiten. Diese Arbeiten hatten im April 2007 begonnen und sollten eigentlich schon 2009 beendet sein. Der Vortrieb kam jedoch wegen schwieriger geologischer Bedingungen nicht so schnell wie erwartet voran. Nun ist von einem Abschluss Mitte 2013 die Rede.

Am Standort Ronneburg in Thüringen wird die bisherige Wasserbehandlungsanlage erweitert. Sie solle in der zweiten Jahreshälfte 2011 betriebsbereit sein, erklärte Wismut-Sprecher Frank Wolf. Damit soll das Flutungswasser weiter abgesenkt werden. Laut Umweltbericht wurde 2009 an allen Wismut-Standorten zusammen mit 19 000 Tonnen Gefahrgütern in etwa die gleiche Menge gesichert wie 2008. Die Wismut war nach dem Zweiten Weltkrieg als sowjetische Aktiengesellschaft entstanden, später wurde sie mit DDR-Beteiligung fortgeführt. Sie sollte die Uranlagerstätten für das sowjetische Atomprogramm ausbeuten.

Nur noch 1500 Mitarbeiter

Die DDR wurde damals zum drittgrößten Uranproduzenten der Welt, nach den USA und Kanada. Die Wismut-Belegschaft wuchs bis auf 120 000 Beschäftigte, die in all den Jahren rund 231 000 Tonnen Uran aus der Erde holten. Jetzt sind noch knapp 1500 Wismut-Mitarbeiter mit der Beseitigung der Altlasten an den sieben Standorten befasst: Seelingstädt und Ronneburg in Thüringen, Schlema-Alberoda, Pöhla, Königstein, Dresden-Gittersee und Crossen in Sachsen.

Erst vor wenigen Tagen wurde das Tochterunternehmen Wisutec privatisiert. Neuer Eigentümer ist die G.E.O.S. Ingenieurgesellschaft aus dem mittelsächsischen Halsbrücke.

Wisutec war von der Wismut im Jahr 2002 gegründet worden, um das bei der Sanierung der Bergbau-Altlasten erworbene Wissen weltweit zu vermarkten. Zuletzt erwirtschaftete die Tochter mehr als zwei Millionen Euro Umsatz pro Jahr.

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