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Freudenfeuer an den Küsten

Auf spanischen Fiestas werden Spekulanten und Politiker karikiert

  • Rainer Funke
  • Lesedauer: 3 Min.
Auch diese Figur fiel den Flammen zum Opfer.
Auch diese Figur fiel den Flammen zum Opfer.

Fiestas gehören in Spanien zum Alltag. Wohl niemand weiß genau, wie viele es gibt. Zumindest für die Küstenregionen ist hochgerechnet worden, dass es statistisch alle sechs bis acht Tage zu irgendeiner Feier kommt. Vermutlich hängt die ungenaue Datenlage damit zusammen, dass manchmal dasselbe Fest in verschiedenen Orten an anderen Tagen endet oder ins nächste übergeht. Wie bei den Hogueras, jenen Freudenfeuern, die etwa im Städtchen Javea bis zum Freitagmorgen voriger Woche, in Alicante mit den üblichen Nachfeiern in den frühen Stunden des heutigen Dienstag enden.

Manchenorts haben die Leute dann Festivitäten mit Feuerwerk, Kuhtreiben, Stierkämpfen und geschichtsträchtigen Wasserschlachten hinter sich gebracht. An Riten und Bräuche der Ahnen wurden bei Umzügen mit Riesen und großköpfigen Figuren erinnert, in denen sich gelegentlich und durchaus beabsichtigt auch kleine regionale Größen, die sich der politischen Sünde gegenüber den Bewohnern schuldig gemacht haben, wiedererkennen sollen und sich Spott und Hohn ausgesetzt sehen. Pyrotechnik-Firmen mühten sich um den besten Takt und den größten Lärm bei Knallfeuerwerken und anderen Volksbelustigungen.

Die »Noche de San Juan« gerät zum Höhepunkt der Festivitäten. In der Nacht versammelt man sich an den Stränden, um die Sommerzeit zu begrüßen. Weithin in der Finsternis sind Lagerfeuer zu sehen. Man wirft mit Wünschen beschriebene Zettel hinein, die mit dem Rauch in die Lüfte steigen, schwätzt und trinkt und springt über die Flammen, um schließlich ins Meer zu tauchen. Das reinigt nach altem Brauch die Seele von dem, was war, lässt alles hinter sich. Böse Geister werden ausgetrieben, in welcher Spukgestalt sie sich auch immer herumtreiben – ob als Krankheit, Arbeitslosigkeit oder einfach Pech.

Gelegentlich verbietet das Küstenamt, das dem Madrider Umweltministerium und damit dem Regierungschef direkt untersteht, einige Strandabschnitte zu solchem Zwecke zu nutzen. Man fürchtet offenbar den Müll, der bei dieser Fiesta in großen Mengen anfällt. Doch richtet sich niemand nach dem, was die Hauptstadt verkündet, nicht einmal Bürgermeister und Stadträte der betroffenen Orte. Sie sorgen vielmehr dafür, dass die Abfälle rasch eingesammelt und abtransportiert werden. Innerhalb weniger Stunden sehen die Strände aus, als wäre nichts gewesen.

Und die Costa Blanca Nachrichten (CBN) witzelten derweil, Premier Zapatero möge sich doch besser unter das Volk mischen – wenn er sich, wie das üblich ist, ein paar Blumen ins Haar stecke, erkenne ihn wohl niemand, könnte er am Strand vielleicht über eines der verbotenen Lagerfeuer hüpfen und sich in den Wellen aalen. Denn Wünsche habe er ja wohl angesichts der finanziellen Turbulenzen des Landes reichlich.

Auf Plätzen in den Stadtzentren waren die haushohen, kunstvoll aus Holz und Pappmache von Bürgern gefertigten Puppen nicht zu übersehen, die für gewöhnlich die Mitglieder des Königshauses und besonders »verdienstvolle« Figuren Spaniens karikieren. Diesmal versuchte man, in den Gestalten die Krise sichtbar zu machen – Banker, Spekulanten und ihre Handlanger, auch die Folgen fürs Volk, also den Sozialabbau, das verzögerte Rentenalter, die höhere Mehrwertsteuer. In der Nacht nach der Noche gingen die kunstvollen Puppen in Flammen auf.

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