London bereitet sich auf BP-Zusammenbruch vor
Aus würde britische Infrastruktur betreffen
London (dpa/ND). Angesichts astronomischer Kosten für die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko bereitet sich die britische Regierung nach Informationen der »Times« auf ein Auseinanderbrechen des Mineralölkonzerns BP vor. Es würden Krisenpläne für den Fall eines Zusammenbruchs oder einer Zerschlagung ausgearbeitet, berichtete die Zeitung am Dienstag. Eine Sprecherin des Energieministeriums sagte dpa: »Wir kommentieren keine hypothetischen Krisenpläne, für welches Unternehmen auch immer.«
Falls das ehemals größte Unternehmen der Insel die Krise nicht überleben sollte, beträfe dies unmittelbar britische Interessen. So gehört BP der größte Teil der Energie-Infrastruktur des Vereinigten Königreichs. Dazu zählt ein Leitungssystem, das über 50 Öl- und Gasfelder in der Nordsee verbindet. Allein in Großbritannien beschäftigt der Konzern mehr als 10 000 Menschen. Im vergangenen Jahr bescherte BP dem britischen Schatzkanzler Steuereinnahmen von fast sechs Milliarden Pfund (7,25 Milliarden Euro). Von einem etwaigen Zusammenbruch wären auch viele britische Pensionsfonds betroffen, die in BP-Aktien investiert haben. Premierminister David Cameron wolle die Zukunft von BP deshalb während eines Besuchs in Washington am 20. Juli mit Vertretern der US-Regierung besprechen, berichtete die Zeitung.
Als potenzielle Übernahme-Interessenten gelten BPs Hauptkonkurrenten ExxonMobil und Royal Dutch Shell. BP betont jedoch immer wieder, dass es die Krise aus eigener Kraft überwinden werde. Bereits am Montag war spekuliert worden, BP könne sich einen potenten Investor an Bord holen, um sich gegen eine mögliche Übernahme zu schützen. Im Gespräch seien vor allem Staatsfonds etwa aus Abu Dhabi, Kuwait, Katar und Singapur. Das »Wall Street Journal Europe« berichtete jetzt über ein mögliches Interesse Libyens.
Im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko kommt der Supertanker »A Whale« noch nicht zum Einsatz – wegen der rauen See brachte ein Testlauf zunächst keine Ergebnisse. Der Tanker soll Öl in großen Mengen absaugen. Die Zeit drängt: Vor der Küste des US-Bundesstaats Louisianas droht ein neuer Sturm, während erste Ölklumpen Texas erreichten.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.