Rechtsrock für die Kameraden

Das Nazifest in Gera hilft der NPD, das militante Spektrum einzubinden

  • Carsten Hübner
  • Lesedauer: 3 Min.
Am 10. Juli soll in Gera zum 8. Mal das Neonazi-Festival »Rock für Deutschland« stattfinden. Ein breites Bürgerbündnis und Antifa-Gruppen wollen »Europas größtes Nazifest« erstmals blockieren. Die Organisatoren der NPD werben deshalb inzwischen mit Gratis-CDs für eine möglichst frühe Anreise.

Die Botschaft des Aktionsbündnisses gegen Rechts ist eindeutig: »Wir sind entschlossen, uns weiteren Rechtsrock-Konzerten in Gera zu widersetzen!« Dabei gehe vom geplanten Widerstand jedoch »keine Gewalteskalation aus«, heißt es im Aufruf »Gera – keine Spielwiese für Nazis«. Vorbild seien vielmehr Dresden und Jena, wo sich gezeigt habe, »dass durch eine aktive Zivilgesellschaft wirkungsvolle Gegenwehr möglich ist«.

Das zuletzt von mehr als 4000 Neonazis besuchte »Rock für Deutschland« findet traditionell im zentral gelegenen Geraer »Park der Jugend« statt. Von einigen hundert Neonazis in den Jahren 2003 und 2004 hat es sich mittlerweile zum größten Rechtsrock-Event in Europa gemausert. Entsprechend prominent sind die Musik-Acts. Im letzten Jahr gab hier »Die Lunikoff Verschwörung« mit Frontmann Michael Regener ihr Konzertdebüt. Für Szenekenner ist sie das inoffizielle Nachfolgeprojekt der rechten Kultband »Landser«. Deren Verbot als kriminelle Vereinigung, ein Novum in der deutschen Rechtsgeschichte, war im März 2005 vom Bundesgerichtshof letztinstanzlich bestätigt worden.

Geht es nach dem Willen der Veranstalter, sollen auch in diesem Jahr wieder Größen der deutschen Neonazi-Musikszene aufspielen. Neben den Bands »Frontalkraft« (Brandenburg), »Carpe Diem« (Baden-Württemberg), »Projekt Vril« (Nordrhein-Westfalen) und »Wiege des Schicksals« (Mecklenburg-Vorpommern) dürfte vor allem die süddeutsche Formation »Noie Werte« als Publikumsmagnet wirken. Sie wurde 1987 in der Nähe von Stuttgart gegründet und ist eine der bekanntesten Gruppen des rechtsextremen Spektrums. Mit Textzeilen wie »Ich kenne deinen Namen, ich kenne dein Gesicht, du bist die Faust nicht wert, die deine Nase bricht«, sorgte sie unter anderem auf einer der Schulhof-CDs der NPD für Empörung.

Rohheiten wie diese dürften jedoch ganz nach dem Geschmack der Organisatoren sein, als deren maßgeblicher Kopf der Thüringer NPD-Landesorganisationsleiter und Geraer Kreisvorsitzende Gordon Richter gilt. Denn während die Partei zwischenzeitlich versucht, sich in der Öffentlichkeit ein seriöseres Image zu geben, dienen Veranstaltungen wie das »Rock für Deutschland« dazu, die radikale Kameradschaftsszene bei der Stange zu halten. Neben dem Thüringer NPD-Chef Frank Schwerdt treten wohl deshalb auch der verurteilte Rechtsterrorist Peter Naumann sowie Patrick Schröder (Bayern) und der Vorsitzende der NPD-Jugendorganisation, Michael Schäfer, als Redner auf. Beide haben intensive Kontakte ins militante Spektrum.

Obwohl die Polizei bereits angekündigt hat, Blockaden der Veranstaltung nicht dulden zu wollen, macht sich bei der NPD spürbar Nervosität breit. Vor wenigen Tagen überzog sie Geras Oberbürgermeister Norbert Vornehm (SPD) mit einem Unterlassungsbegehren, weil er als Amtsperson gegen das »Rock für Deutschland« Position bezogen hatte. Inzwischen versucht sie außerdem, das Publikum möglichst frühzeitig zum Veranstaltungsort zu bewegen, um den zu erwartenden Blockadeaktionen zuvor zu kommen. »Deutschland lässt sich nicht blockieren. Die ersten 1000 Teilnehmer erhalten eine Rock für Deutschland CD als Dankeschön für ihre Treue«, heißt es auf der Mobilisierungsseite im Internet.

Gera 10. Juli: Aktionen gegen das Nazifest, ab 8 Uhr, zentrale Kundgebung an der Heinrichsbrücke; www.nazifeste-verhindern.de

www.gera-nazifrei.com

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