Betrugsskandal an Göttinger Theater
Mitarbeiterin soll 300 000 Euro veruntreut haben Bühne meldet Insolvenz an
Wegen eines Betrugsskandals im eigenen Haus hat das Junge Theater (JT) in Göttingen Insolvenz angemeldet. Eine Mitarbeiterin in der Buchhaltung soll bis zu 300 000 Euro veruntreut haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, Polizisten stellten Computer und Unterlagen sicher. Die Affäre könnte das Ende der seit mehr als 50 Jahren bestehenden Bühne bedeuten.
Die »sofort vom Dienst freigestellte« Kollegin hat dem JT-Aufsichtsrat offenbar für die Jahre 2007, 2008 und 2009 gefälschte Jahresabschlüsse vorgelegt, erklärte der Chef des Kontrollgremiums, Frank Peter Arndt. Wahrscheinlich seien auch Gelder von Guthabenkonten veruntreut worden. Der Betrug flog auf, nachdem die Gehälter für Juni und Juli nicht bezahlt werden konnten. Neben den Lohnforderungen der rund 35 Beschäftigten bestehen auch noch Ansprüche der Sozialversicherungsträger.
Der Aufsichtrat setzte einen Anwalt als Insolvenzverwalter ein. Eine Wirtschaftsberatungsfirma wurde mit einem Kassensturz beauftragt. Vom Theater und der Belegschaft gab es am Wochenende keine Stellungnahme zu den Vorfällen. Viele Schauspieler befänden sich derzeit im Urlaub und sollten erst über die Entwicklung unterrichtet werden, hieß es.
Die Stadt Göttingen, die das JT monatlich mit knapp 50 000 Euro bezuschusst, hat ihre finanzielle Unterstützung inzwischen ausgesetzt. Das nach dem Deutschen Theater zweite Haus am Platz war erst 2003 in eine finanzielle Notlage geraten und musste Insolvenz anmelden. Die beiden damaligen Geschäftsführer wurden wegen Veruntreuung von Sozialabgaben zu Geldstrafen verurteilt. Nach einer stadtweiten Rettungskampagne hatte das JT zuletzt über wachsenden Zuspruch berichtet.
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