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Experten streiten über die Rolle der grünen Gentechnik

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.
In der Debatte über den Leguminosenanbau in Deutschland kristallisierten sich am Donnerstagabend auf einer Veranstaltung in Berlin die unterschiedlichen Positionen zur grünen Gentechnik heraus. »Herausforderung Welternährung. Welche Pflanzenforschung brauchen wir?« war das Thema.

Hülsenfrüchte wie Bohnen und Soja sind wichtige Nutzpflanzen. Wegen ihres hohen Proteinanteils sind diese Leguminosen wertvolle Nahrungsmittel für Menschen und Futtermittel für Tiere. Doch angebaut werden sie in Deutschland nur noch selten. Der Grund ist, dass die heimischen Bauern nicht mit der billigen Konkurrenz-Soja aus Amerika mithalten können.

Die Arbeitsgruppe Gentechnologiebericht der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) hatte zusammen mit der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) zu einer Debatte über den Beitrag der Agrargentechnik zur Welternährung in die Hamburgische Landesvertretung in Berlin eingeladen.

Für Helmut Born, Mitglied des Bioökonomierates und Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, gibt es keine Alternative zur Züchtung von besseren Pflanzen: »Die Pflanzenzüchtung und die Förderung der Forschung in diesem Bereich ist für die deutschen Bauern lebensnotwendig«, erläuterte er und fügte hinzu: »Nur mit Pflanzen, die an unsere Boden- und Klimaverhältnisse angepasst sind, können wir nachhaltig gesunde Nahrungsmittel erzeugen.«

Der Pflanzengenetiker Bernd Müller-Röber von der Uni Potsdam beschreibt die Situation: »Gentechnische Methoden sind heute Standard in vielen Bereichen der Grundlagenforschung.« Ergänzte, dass diese auch verschiedene Optionen für die Pflanzenzüchtung mit sich bringe. Die Verwendung der Forschungsergebnisse für Genmanipulationen sei keineswegs zwingend. Eine Alternative ist zum Beispiel das sogenannte »smart breeding«. Dabei werden die Pflanzen getestet, ob sie bestimmte, gewünschte Gene besitzen und anschließend zielgerichtet gezüchtet.

Eigentlich ist genug Essen für alle da. Mit dieser Feststellung brachte Hans Herren, Direktor des Millennium Instituts und Co-Präsident des Weltagrarberichts die Diskussion auf ihr Kernthema zurück. »Bauern und Konsumenten müssen in der Forschung berücksichtigt werden. Es geht nicht nur um die Pflanzen, sondern das Problem hat auch kulturelle und soziale Aspekte.« Herren warb dafür, dass den Problemen der Welternährung mit Hilfe eines breiteren Forschungsansatzes begegnet werden solle. So müssten Familien- und Kleinbetriebe, die eine nachhaltige Landwirtschaft betreiben, unterstützt werden und ihnen ein verbesserter Zugang zu Produktionsmitteln ermöglicht werden.

Auch für den Ernährungswissenschaftler Michael Krawinkel, Mitglied des VDW aus Gießen, geht es um mehr als nur Unterernährung. So sei heutzutage auch in Entwicklungsländern wie Tansania Fettleibigkeit ein Problem. »Deswegen ist nicht nur eine Steigerung in der allgemeinen Produktivität, sondern auch in der Qualität der Lebensmittel notwendig.« Neue Züchtungen sind dabei nicht immer nur ein Fortschritt, weil sie auch einen Verlust der Vielfalt zur Folge haben können.

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