Streit um Denkmal in Bratislava

Neues Reiterstandbild des mittelalterlichen Fürsten Svatopluk trägt faschistisches Zeichen

  • Jindra Kolar, Prag
  • Lesedauer: 3 Min.
Das kürzlich von Staatspräsident Ivan Gasparovic enthüllte Reiterstandbild des Urherrschers der Slowaken, Fürst Svatopluk, trägt das faschistische Doppelkreuz der Hlinka-Garde. In Bratislava herrscht Aufregung und Empörung bei antifaschistischen Organisationen.

Es ist selten, dass ein längst dahingegangener Fürst die Gemüter der Heutigen beschäftigt. Dies schafft jedoch Fürst Svatopluk, im 9. Jahrhundert Herrscher des Großmährischen Reiches, des ersten Staates der Slowaken. Genauer genommen ein kürzlich enthülltes Denkmal Svatopluks. Auf dem Reiterstandbild trägt der Fürst in der linken Hand einen Schild, den das Doppelkreuz der faschistischen Hlinka-Garde ziert. »Das gleicharmige Doppelkreuz im Kreis, das auf dem Schild zu sehen ist, ist jenes, das die Hlinka-Garde benutzt hat«, erklärte der Schöpfer des slowakischen Staatsemblems und Sekretär der Heraldik-Kommission im Innenministerium, Ladislav Vrtel.

Die Hlinka-Garde wurde nach der Abtrennung der Slowakei in Folge des Münchner Abkommens 1938 gebildet. Die paramilitärische Einheit, benannt nach dem Priester und Politiker Andrej Hlinka, war nach dem Vorbild der deutschen SS ausgerichtet. Ihr Symbol war das gleicharmige rote Doppelkreuz in weißem Kreis, das auf einer blauen Armbinde ähnlich der deutschen Hakenkreuzarmbinde getragen wurde. Hlinka selbst starb 1938. Unter seinem Nachfolger Jozef Tiso ging die Garde gegen Juden, Tschechen, die politische Linke und die Opposition vor. Sie war für die Deportation der slowakischen Juden nach Auschwitz verantwortlich. Tiso wurde wegen seiner Verbrechen zu Zeiten des Faschismus nach dem Krieg 1947 hingerichtet.

Der Schöpfer des Svatopluk-Denkmals, Jan Kulich, erklärte, dass der von ihm gestaltete Schild bereits vor Bestehen der Hlinka-Garde als nationales Zeichen verwendet worden sei. Er habe nicht die Absicht gehabt, die Hlinka-Garde zu verewigen, sei auch bereit, die Statue abzureißen. Der heute 79-Jährige war bereits in der sozialistischen Slowakei ein bekannter Bildhauer, der unter anderem Partisanendenkmäler und Lenin-Monumente schuf.

Bereits vor der Enthüllung hatte es Diskussionen um das Standbild gegeben, das vor dem Slowakischen Nationalrat, dem Parlament, aufgestellt werden sollte. Kritiker warfen dem damaligen Regierungschef Robert Fico vor, er vereinnahme Svatopluk für die slowakische Geschichte, dabei habe der Fürst doch ein Großmährisches Reich geschaffen. Der Regierungschef aber wollte – auch im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen – ein Symbol schaffen.

Das Denkmal war am 6. Juni feierlich eingeweiht worden. Das Fernsehen übertrug den mit großem Aufwand gestalteten Festakt: Regierungschef Robert Fico, Staatspräsident Ivan Gasparovic und Parlamentspräsident Pavol Paska hatten die Zeremonie gemeinsam vorgenommen. Die Gesamtkosten für das Reiterstandbild beliefen sich auf 270 000 Euro. Kein Wunder, dass der neue Parlamentspräsident Richard Sulik wenig Lust verspürt, das umstrittene Denkmal entfernen zu lassen. Allerdings müssen sich die Verantwortlichen heftige Kritik gefallen lassen: Sowohl Verbände jüdischer Überlebender als auch der Kämpfer gegen den Faschismus protestierten gegen das Verwenden des Hlinka-Symbols. Polizeiliche Ermittlungen wurden eröffnet. Wie es mit dem Schild Svatopluks weitergeht, werden die kommenden Wochen zeigen.

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