Bestätigung für alle

Zwischenbilanz zu Gorleben-Untersuchungen

Wie wurde Gorleben zum potenziellen atomaren Endlager? Reinhard Grindel, Sprecher der Union im parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu den Entscheidungen um den Salzstock, sagt, vor knapp 35 Jahren sei alles mit rechten Dingen zugegangen. Die Opposition bezweifelt das.

Mit dem Gorleben-Untersuchungsausschuss verhält es sich wie mit Statistiken. Die Kontrahenten aus den Regierungs- und Oppositionsparteien sehen sich dadurch jeweils in ihren Meinungen bestätigt. Und das auch noch nach einigen öffentlichen und nicht-öffentlichen Sitzungen des Gremiums und der Befragung zahlreicher Zeugen und Experten.

»Die Zeugen haben übereinstimmend ausgesagt, dass es keine fachliche Einflussnahme seitens der Bundesregierung auf die Entscheidung für die untertägige Erkundung des Salzstocks Gorleben gegeben hat«, sagte der Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Ausschuss, Reinhard Grindel, bei einer Zwischenbilanz am Montag in Berlin. Dagegen spricht die SPD weiterhin von Einflussnahme. Dass diese »für viele Beobachter schon jetzt erwiesen sei«, hatte etwa Ute Vogt, eines der 15 Mitglieder des Ausschusses, in einem Brief an SPD-Abgeordnete geschrieben.

Der ehemalige Umweltminister Sigmar Gabriel hatte im Wahlkampf 2009 gesagt, die Regierung Kohl habe sich bei ihrer Entscheidung im Jahr 1983, allein den Salzstock in Gorleben auf seine Eignung als Endlager für hochradioaktiven Atommüll prüfen zu lassen, über fachliche Bedenken hinweggesetzt. Die Umweltorganisation Greenpeace veröffentlichte später Dokumente, mit denen sie diese Behauptung bestätigt sah. Im Frühjahr hatten die Bundestagsabgeordneten der Oppositionsparteien den parlamentarischen Untersuchungsausschuss gefordert, um zu klären, ob die damalige schwarz-gelbe Regierung Einfluss auf wissenschaftliche Gutachten nahm und Parlament und Öffentlichkeit falsch informierte. Das Gremium wurde im März eingesetzt.

Grindel gab zwar zu, dass die Physikalisch-Technische Bundesanstalt damals empfehlen wollte, neben Gorleben weitere potenzielle atomare Endlager zu erkunden. Der Grund dafür seien jedoch Zweifel an der Kapazität des Salzstocks gewesen, nicht etwa Zweifel daran, dass er als Endlager geeignet sei. Auch berichtete er kürzlich in einem Interview, der Geologe Klaus Duphorn habe vor dem Ausschuss ausgesagt, ihm seien »wegen seiner Gorleben-Kritik Gutachtenaufträge vom Forschungsministerium nicht verlängert worden«. Dies sei allerdings bereits 1982 unter dem Sozialdemokraten Andreas von Bülow, dem damaligen Forschungsminister, geschehen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -