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Manager Michael Preetz über den Wiederaufstiegsplan von Hertha BSC Berlin

  • Lesedauer: 4 Min.
Vor gut einem Jahr hat MICHAEL PREETZ bei Hertha BSC Berlin den Posten des Managers übernommen. Zu jenem Zeitpunkt durfte der geschäftsführende Novize, der in Düsseldorf geboren wurde und der mit 84 Treffern Herthas Rekordtorschütze ist, in eine rosige Zukunft blicken, immerhin hatten die Berliner die Vorsaison als Vierter abgeschlossen. Was aber folgte war ein beispielloser Absturz, der mit dem Bundesligaabstieg endete. Am 20. August beginnt für Hertha mit dem Heimspiel gegen Rot-Weiß Oberhausen ein neues Kapitel: die Zweite Liga. Derzeit bestreiten die Berliner ein Vorbereitungstrainingslager im österreichischen Feldkirchen. Im ND-Gespräch mit CHRISTIAN HEINIG verrät der 42-Jährige, wie das Olympiastadion zu einer uneinnehmbaren Festung werden kann, wieso Markus Babel der richtige Trainer für die Wideraufstiegsmission ist und ob er sich auf die Derbys mit 1. FC Union freut.

ND: Sie hatten ein heikles erstes Jahr als Manager von Hertha BSC mit dem Abstieg nach 13 Jahren Bundesliga. Haben Sie diese schwierige Zeit schon aus dem Kopf jagen können?
Preetz: Natürlich hat es eine kurze Zeit gedauert, den Abstieg im Mai zu verarbeiten. Aber das ist abgehakt. Jetzt stehen die Ampeln alle auf Grün für den Neubeginn in dieser Saison in der Zweiten Bundesliga. Und das spürt man ja auch in der Stadt. Es besteht schon so etwas wie Aufbruchstimmung.

Sie verstehen den Abstieg also als Chance für einen Neuanfang?
Wir hätten lieber den Abstieg vermieden, das ist hundertprozentig klar. Aber natürlich ist der Abstieg eine Chance, in der neuen Saison mit gutem Fußball weitere Zuschauer zu gewinnen und zugleich diejenigen noch enger an uns zu binden, die uns schon in der Vergangenheit unterstützt haben. Wir würden gern ein Hertha-Gefühl in der Hauptstadt verwurzeln.

In der Vorsaison kamen im Schnitt 45 000 Zuschauer zu den Heimspielen, für die neue Saison kalkuliert Hertha lediglich mit etwa 26 000 Zuschauern. Ist das Olympiastadion so zu einer uneinnehmbaren Festung zu machen?
Planungen können ja auch übererfüllt werden. Es liegt an uns, dies zu erreichen. Ziel wird es natürlich sein, so viele Zuschauer wie möglich ins Berliner Olympiastadion zu locken und die Neugierde auf die Mannschaft zu wecken. Am Ende geht es immer darum, sportlich zu überzeugen. Das ist entscheidend. Wir hatten in der vergangenen Saison eine katastrophale Heimbilanz. Aber bei der großen Unterstützung unserer Fans ist es möglich, auch mit weniger Zuschauern im Schnitt eine tolle Heimbilanz abzuliefern.

Das Saisonziel heißt Wiederaufstieg. Ist Markus Babbel ohne Zweitligaerfahrung für diese Mission der richtige Trainer?
Ich glaube, dass es wichtig war nach dem Abstieg auch auf der Trainerposition neu anzufangen. Und es war wichtig für uns, dass wir mit Markus Babbel einen Trainer gefunden haben, der zu der Stadt Berlin passt, der konform geht mit unseren Zielen und den gleichen Ehrgeiz hat. Zudem bringt Babbel auch eine gewisse Stressresistenz mit. Er hat in seiner Zeit als Spieler ebenso wie als Trainer in Stuttgart erlebt, was es heißt, unter höchstem Druck zu arbeiten und auch zu bestehen. In Berlin hat er bereits jetzt eine positive Stimmung verbreitet.

Hertha hat nicht nur einen neuen Trainer, auch im Team gibt es viele neue Gesichter. Bis jetzt stehen elf Zugänge den zehn Abgängen gegenüber. Wie muss die neu formierte Mannschaft auftreten, damit das Ziel Aufstieg gelingt?
In der Zweiten Liga geht es vor allem darum, dem Gegner körperlich Paroli zu bieten. Und wir wollen offensiv spielen, sogar ein stückweit dominant, aber in erster Linie natürlich erfolgreich.

Wird Hertha die gejagte Mannschaft der Zweiten Liga sein?
Davon kann man ausgehen. Wir müssen unser Spiel umstellen. In der Bundesliga hatten wir oft sehr abwartend agiert, das wird sich ändern. Wir werden verstärkt versuchen, das Spiel zu machen, Druck aufzubauen. Natürlich wird ein Spiel gegen Hertha für viele unserer Konkurrenten das Highlight der Saison sein. Darauf müssen wir uns mental vorbereiten.

Die Transferperiode endet am 31. August. Wird es noch weitere Verpflichtungen geben?
Sie können sicher sein, dass wir zum Ligastart am 20. August eine konkurrenzfähige Mannschaft auf den Platz schicken. Was weitere Verpflichtungen angeht, will ich nichts ausschließen, noch sind fast vier Wochen Zeit.

Managerurgestein Reiner Calmund hat kürzlich gemutmaßt, vielleicht sei die Zweite Liga genau das Stahlbad, durch das Sie, Herr Preetz, erst einmal gehen müssen, um zu einem starken Manager zu reifen. Ist dem so?
Im europäischen Vergleich ist die Zweite Bundesliga eine attraktive Spielklasse auf hohem Niveau. Es ist wahrscheinlich einfacher, die Bundesliga zu halten, als aus der Zweiten Liga wieder aufzusteigen. Das meint Herr Calmund und damit hat er sicher recht. Wir stellen uns dieser Aufgabe. Das gilt für alle im Verein, also natürlich auch für mich.

Freuen Sie sich schon auf die zwei Hauptstadtderbys gegen Union Berlin? Das erste steht bereits am vierten Spieltag Mitte September in der Alten Försterei an.
Das ist völlig klar, dass diese Derbys die Stadt elektrisieren werden. Nicht nur am Spieltag, auch schon in der Woche davor. Aber vorerst gilt die volle Konzentration der weiteren Vorbereitung.

Hertha BSC Berlin – Transfers vor der Zweitliga-Saison 2010/2011

ZUGÄNGE: Maikel Aerts (Torwart / Wilhem II Tilburg), Marco Sejna (Torwart / Ingolstadt), Christian Lell (Abwehr / FC Bayern), Andre Mijatovic (Abwehr / Bielefeld), Sebastian Neumann (Abwehr / Hertha II), Ronny (Abwehr / União Leiria), Nico Schultz (Abwehr / Hertha A-Junioren), Daniel Beichler (Mittelfeld / Sturm Graz), Rob Friend (Sturm / Mönchengladbach), Pierre-Michel Lasogga (Sturm / Leverkusen II), Nikita Rukavytsya (Sturm / Roeselare).

ABGÄNGE: Gojko Kacar (Hamburg), Rasmus Bentsson (FC Twente), Jaroslav Drobny (Hamburg), Arne Friedrich (Wolfsburg), Theofanis Gekas (Eintracht Frankfurt), Florian Kringe (Dortmund), Maximilian Nicu (SC Freiburg), Nemanja Pejcinovic (OGC Nice), Lukasz Piszczek (Dortmund), Artur Wichniarek (Lech Poznan).

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