Kosmonauten auf vier Pfoten
Vor 50 Jahren kehrten erstmals zwei Hunde von Weltraumflug zurück
Beim Vorstoß in den Kosmos hatten zunächst die Sowjets unbestritten die Nase vorn. Bereits einen Monat nach dem Start von »Sputnik 1« schossen sowjetische Ingenieure am 3. November 1957 zum ersten Mal ein Säugetier ins All: die Hündin Laika. Weil es jedoch an der Technik für einen sicheren Rückflug mangelte, wurde Laika nach mehreren Tagen im Orbit eingeschläfert und damit vor einem qualvollen Feuertod beim Wiedereintritt in die Atmosphäre bewahrt. So zumindest lautete die offizielle Version aus Moskau. In Wirklichkeit, gestand vor Jahren ein sowjetischer Biologe, der an dem Projekt beteiligt war, sei die Hündin schon wenige Stunden nach dem Start an Überhitzung und Stress gestorben.
Während Tierschützer im Westen damals gegen Laikas Tötung lautstark protestierten, bereiteten die Sowjets weitere Weltraumflüge mit Hunden vor – im Geheimen, versteht sich. Und so blieb der Öffentlichkeit auch verborgen, dass die Hunde »Lissitschka« und »Tschaika« beim missglückten Start einer Wostok-Rakete am 28. Juli 1960 durch eine Explosion ums Leben kamen.
Erst am 20. August 1960 beendete Moskau sein kosmisches Versteckspiel. Denn tags zuvor waren die Polarhunde Belka (»Eichhörnchen«) und Strelka (»Kleiner Pfeil«) an Bord von »Sputnik 5« vom sowjetischen Weltraumbahnhof Baikonur aus ins All befördert worden. In ihrer Begleitung befanden sich 40 Mäuse, 2 Ratten und zahlreiche Pflanzen. Diesmal nahm die Mission einen glücklichen Ausgang: Nach 18 Erdumkreisungen in über 300 Kilometern Höhe landete die tierische Crew wohlbehalten in der kasachischen Steppe. Ein paar Monate nach ihrem Raumflug brachte Strelka sechs gesunde Junge zur Welt, von denen eines den Namen »Pushinka« erhielt. Der kleine Vierbeiner ging an KPdSU-Chef Nikita Chruschtschow, der ihn wiederum Caroline Kennedy, der Tochter des US-Präsidenten John F. Kennedy, zum Geschenk machte.
Nach ihrem Tod wurden Belka und Strelka ausgestopft und ins Moskauer Kosmonautenmuseum gebracht, wo sie bis heute zu besichtigen sind. Wenig Nachruhm ernteten hingegen die Hunde »Ptscholka« und »Muschka«, die bei einem Weltraumflug am 1. Dezember 1960 in ihrer Kapsel verglühten. Nach einer längeren Pause schickte Moskau am 25. März 1961 die Hündin »Swjosdotschka« ins All, die von dem menschengroßen Dummy »Iwan Iwanowitsch« begleitet wurde. Beide beendeten ihren Flug planmäßig und unbeschädigt rund 80 Kilometer entfernt von der Stadt Ischewsk.
Das war zugleich die Generalprobe für den ersten Kosmosflug eines Menschen, der am 12. April 1961 erfolgte. An Bord des Raumschiffes »Wostok 1« umrundete der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin in 108 Minuten einmal die Erde und landete anschließend in der Nähe der südrussischen Stadt Engels. Was damals niemand erfuhr: Beim Wiedereintritt in die Atmosphäre wäre Gagarins Raumkapsel beinahe verglüht.
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