Ein Exportschlager namens »Kamillan«

In Wernigerode wird die Produktion von Kräuter-Klassikern aus DDR-Zeiten erfolgreich fortgesetzt

  • Sabine Fuchs, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Pharma Wernigerode GmbH ist Beispiel für eine gute Entwicklung der Pharma-Industrie in Ostdeutschland. Ihre aus DDR-Zeiten bekannte »Kamillan«-Serie ist nach wie vor gefragt. Es kommen aber auch stets neue Produkte ins Sortiment.

Wernigerode. Die heilenden Kräuter des Harzes sind die Wurzeln der Pharma Wernigerode GmbH. Und noch heute setzt das 1903 gegründete Arzneimittelunternehmen auf pflanzliche Wirkstoffe. Der Renner in der Traditionsfirma ist nach wie vor die »Kamillan«-Serie, hergestellt aus Kamille und Schafgarbe, unter anderem zur Behandlung entzündlicher Beschwerden. »Der Klassiker aus DDR-Zeiten gehört noch heute zu unseren Hauptprodukten und Exportschlagern«, sagt der Leiter der Herstellung, Peter Zimmereimer.

Insgesamt stellt die Firma derzeit 158 Produkte in 459 verschiedenen Packungsgrößen und Konzentrationen für die eigene Firmengruppe und verschiedene Lohnauftraggeber aus dem europäischen Raum her. Abnehmer sind hauptsächlich Großkunden, der Großhandel und Apotheken in Deutschland und im Ausland. Arzneimittel aus Wernigerode gibt es laut dem Unternehmen in 18 Ländern, vor allem in Osteuropa.

Seit der Inbetriebnahme einer neuen Anlage für die Herstellung fester Arzneimittel sei die Firma nun noch besser aufgestellt, sagt Zimmereimer weiter. Präparate aller Formen, ob flüssig, als Creme, Dragee, Kapsel, Tablette oder Filmtablette könnten nun in dem Werk produziert werden. Der derzeitige Geschäftsführer und Eigentümer der Firma, Apotheker Stephan Walz, habe 2008 rund 4,5 Millionen in die Anlage investiert. Walz gehören auch Arzneimittelwerke in Berlin, Hilden (Nordrhein-Westfalen) und Magdeburg. »Die Pharmaindustrie Sachsen-Anhalts hat sich wie die gesamte ostdeutsche Branche auch in Zeiten der Wirtschaftskrise gut behauptet«, sagt Torsten Kiesner vom Arbeitgeberverband Nordostchemie. In Ostdeutschland seien 2009 insgesamt 7,7 Milliarden Euro, 8,5 Prozent mehr als im Vorjahr, umgesetzt worden. Ein Sechstel davon entfiel auf Sachsen-Anhalt. Die Pharmaindustrie Sachsen-Anhalts habe 2009 ihren Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent steigern können. Auch die Zahl der Mitarbeiter wuchs: um 1,9 Prozent auf knapp 3500. Damit lag die Steigerung über dem Durchschnitt im Osten. Dort legte die Beschäftigung um 1,5 Prozent auf knapp 18 000 Mitarbeiter zu.

Zahlen könne er noch nicht vorlegen, aber auch im ersten Quartal 2010 habe die ostdeutsche Pharmabranche das hohe Niveau halten können, sagt Kiesner. Die Umsätze haben nur leicht unter denen der ersten drei Monate 2009 gelegen. Mit rund zwei Dritteln wurde der überwiegende Teil der in Ostdeutschland hergestellten Arzneimittel im Ausland verkauft.

Zu den größten Unternehmen in Sachsen-Anhalt gehören nach Angaben des Verbandes die Salutas Pharma GmbH in Barleben bei Magdeburg und die Bayer Bitterfeld GmbH. Mit 97 Mitarbeitern und rund 10,5 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2009 zählt die Pharma Wernigerode GmbH zwar nicht zu den Riesen der Branche. »Doch wir sehen durchaus noch Wachstumspotenzial«, sagt Zimmereimer. Die Firma arbeite ständig an neuen Produkten. 2009 seien 40 neue Medikamente in die Produktion aufgenommen worden, in diesem Jahr bereits 29. Auch Order von größeren Auftraggebern lägen vor, sagt Zimmermann.

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