GM wagt sich an die Börse
Autoriese General Motors: Vom Todgeweihten zum Hoffnungsträger
Detroit (dpa/ND). General Motors verlässt nach überstandener Insolvenz langsam die staatliche Obhut und kehrt in die raue Börsenwelt zurück. Über den wahrscheinlich zweitgrößten Börsengang der US-Geschichte soll der amerikanische Steuerzahler einen Gutteil seines Geldes zurückbekommen, mit dem er das Branchenurgestein vor einem Jahr vor der Pleite bewahrte.
Am Mittwoch legte die Opel-Mutter ihren vorläufigen Börsenprospekt vor. Zu den zehn Banken, die dem Konzern bei der Rückkehr aufs Parkett helfen werden, gehört auch die Deutsche Bank. Federführend werden das Geschäft die Wall-Street-Institute JP Morgan und Morgan Stanley abwickeln.
Das Volumen und der Zeitpunkt für den Börsengang sind weiter offen. Die US-Regierung als Haupteigner will sich nicht drängen lassen, stellte sie in der Nacht klar. Im Raume steht ein Gesamtvolumen um die 16 Milliarden Dollar und als Termin der Herbst. Im November sind Kongresswahlen – Präsident Barack Obama könnte das GM-Comeback als großen wirtschaftspolitischen Erfolg verkaufen.
Die Regierung hatte 50 Milliarden Dollar in GM gesteckt, damit das Unternehmen die Insolvenz Mitte 2009 überleben konnte. Der kleinere Teil der Summe war ein Kredit, der bereits zurückgeflossen ist. Für den größeren Teil hatte der Staat 60,8 Prozent der Anteile an GM bekommen. Ziel der Regierung ist es, über den Verkauf von Aktien ihren Anteil auf eine Minderheitsbeteiligung zu reduzieren. GM stellte aber klar, dass auch nach dem Börsengang der Staat als größter Anteilseigner eine entscheidende Rolle spielen werde. Auch die kanadische Regierung und die Gewerkschaften könnten Aktien auf den Markt werfen. Sie hatten GM ebenfalls mit Geld bzw. mit Zugeständnissen bei den Personalkosten geholfen.
General Motors selbst wird lediglich Vorzugsaktien ausgeben. Diese sind nicht stimmberechtigt. Das eingenommene Geld flösse auch in die Entwicklung spritsparender Autos. Damit sollen auch jene Kunden zurückgewonnen werden, die wegen der Insolvenz abwanderten.
Eine verfehlte Modellpolitik, hohe Personalkosten und der Absatzeinbruch in der Wirtschaftskrise hatten GM und seinem kleineren Rivalen Chrysler das Genick gebrochen. Unter den drei großen US-Herstellern überlebte einzig Ford aus eigener Kraft. Nachdem GM sich in der Insolvenz von veralteten Werken, riesigen Schulden und überbordenden Kosten für Gesundheit und Pensionen der Mitarbeiter trennen konnte, läuft es wieder rund. Der Konzern will in diesem Jahr erstmals seit 2004 wieder einen Gewinn schreiben. GM kommt zugute, dass der Automarkt in den USA und in Asien derzeit boomt. Die Hoffnung ist, dass auf lange Sicht auch die Mitarbeiter von dem Wiedererstarken profitieren. Zuletzt hatte GM weltweit 208 000 Beschäftigte, vor der Insolvenz waren es 243 000.
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