Da passt er hin

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 2 Min.

Wenig überraschend kommt die Meldung, wonach Hessens scheidender Ministerpräsident Roland Koch als neuer Chef bei Bilfinger Berger (BB) im Gespräch ist. Koch, der nächste Woche mit einem Zapfenstreich von der politischen Bühne abtritt und noch über sechs Monate vom Land Dienstwagen, Chauffeur und Zuarbeiter gestellt bekommt, war, ist und bleibt eines: ein Anwalt der Wirtschaft.

Ein Wechsel von der Staatskanzlei in den BB-Vorstand wäre Koch wie auf den Leib geschnitten. Der Bauriese arbeitet vorwiegend mit Subunternehmern und macht mit Infrastrukturprojekten weltweit Riesengewinne. BB verfügt über gute Kontakte in die Politik und prahlt mit PPP-Modellen (»Öffentlich Private Partnerschaften«), also Formen der Privatisierung, bei denen die öffentliche Hand draufzahlt. Neue Projekte sind in Erfurt und Halle geplant. Der Konzern geriet durch Kölner U-Bahn-Pfusch und bröselnden Asphalt auf der Autobahn A 1 in die Schlagzeilen.

Würde Koch den in die Kritik geratenen BB-Chef Herbert Boder beerben, könnte er dem Konzern glatt bei der Einrichtung schwarzer Kassen und dem brutalstmöglichen Vertuschen von Pleiten und Pfusch helfen. Abgesichert mit dem Vielfachen seines Polit-Salärs könnte er seelenruhig ein politisches Comeback in der Nach-Merkel-Ära vorbereiten. Kochs hastiges Dementi jedenfalls muss nichts heißen. Denn es würde den Antritt des designierten Nachfolgers Volker Bouffier belasten, wenn amtlich wäre, dass Koch ohne Schamfrist in einen Job in der Wirtschaft wechselt, der im Zusammenhang mit dem bisherigen Amt steht. Oder hat Koch noch bessere Angebote und will seinen Preis hochtreiben?

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!