- Kommentare
- kommentiert
Da passt er hin
Wenig überraschend kommt die Meldung, wonach Hessens scheidender Ministerpräsident Roland Koch als neuer Chef bei Bilfinger Berger (BB) im Gespräch ist. Koch, der nächste Woche mit einem Zapfenstreich von der politischen Bühne abtritt und noch über sechs Monate vom Land Dienstwagen, Chauffeur und Zuarbeiter gestellt bekommt, war, ist und bleibt eines: ein Anwalt der Wirtschaft.
Ein Wechsel von der Staatskanzlei in den BB-Vorstand wäre Koch wie auf den Leib geschnitten. Der Bauriese arbeitet vorwiegend mit Subunternehmern und macht mit Infrastrukturprojekten weltweit Riesengewinne. BB verfügt über gute Kontakte in die Politik und prahlt mit PPP-Modellen (»Öffentlich Private Partnerschaften«), also Formen der Privatisierung, bei denen die öffentliche Hand draufzahlt. Neue Projekte sind in Erfurt und Halle geplant. Der Konzern geriet durch Kölner U-Bahn-Pfusch und bröselnden Asphalt auf der Autobahn A 1 in die Schlagzeilen.
Würde Koch den in die Kritik geratenen BB-Chef Herbert Boder beerben, könnte er dem Konzern glatt bei der Einrichtung schwarzer Kassen und dem brutalstmöglichen Vertuschen von Pleiten und Pfusch helfen. Abgesichert mit dem Vielfachen seines Polit-Salärs könnte er seelenruhig ein politisches Comeback in der Nach-Merkel-Ära vorbereiten. Kochs hastiges Dementi jedenfalls muss nichts heißen. Denn es würde den Antritt des designierten Nachfolgers Volker Bouffier belasten, wenn amtlich wäre, dass Koch ohne Schamfrist in einen Job in der Wirtschaft wechselt, der im Zusammenhang mit dem bisherigen Amt steht. Oder hat Koch noch bessere Angebote und will seinen Preis hochtreiben?
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.