Pakistan: USA warnen vor Anschlägen

Taliban-Gruppierung plant angeblich Attacken gegen ausländische Helfer in den Flutgebieten

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Ausländischen Helfern drohen in den Überschwemmungsgebiete von Pakistan womöglich Anschläge der Taliban.

Washington/Hyderabad (AFP/

dpa/ND). »Nach Informationen, die der US-Regierung vorliegen, plant die Tehreek-e-Taliban Anschläge gegen Ausländer, die sich an den Hilfseinsätzen gegen die Flut in Pakistan beteiligen«, sagte ein ranghoher US-Vertreter in Washington. Möglicherweise bereite die Gruppe auch Anschläge auf Behördenvertreter vor. Die pakistanische Taliban-Gruppierung wird für zahlreiche Gewalttaten verantwortlich gemacht.

»Es wäre unmenschlich, uns und unsere Arbeit anzugreifen und damit den Millionen Menschen zu schaden, deren Leben wir zu retten versuchen«, kommentierte UNO-Sprecher Maurizio Giuliano in Islamabad. Die Taliban hatten die ausländische Hilfe für die Katastrophengebiete wiederholt scharf kritisiert und die pakistanische Regierung aufgefordert, vor allem Hilfen aus den USA abzulehnen. Radikalislamische Hilfsorganisationen sollen vielerorts als erste Helfer vor Ort gewesen sein.

Der Koordinator der US-Hilfseinsätze, General Michael Nagata, hat nach eigenen Angaben bislang keine bedrohlichen Situationen erlebt. Die Einsätze des US-Militärs seien in den vergangenen drei Wochen ohne größere Zwischenfälle verlaufen, sagte Nagata auf einer Videokonferenz aus Nordpakistan. Ausdrücklich lobte er dabei die Unterstützung durch die pakistanische Armee. Die pakistanische Bevölkerung sei von der guten Zusammenarbeit zwischen den Soldaten beider Länder »beeindruckt«.

Mit 19 Hubschraubern liefern die USA derzeit Hilfsgüter in die Katastrophenregionen aus und helfen bei den Bergungsarbeiten.

Von der Flutkatastrophe sind nach Schätzungen der UNO bis zu 20 Millionen Menschen betroffen. Rund ein Fünftel des Territoriums wurde überschwemmt. Während das Hochwasser im Zentrum und im Norden Pakistans langsam zurückging, prasselte auf den Süden weiter Regen nieder. Der Fluss Indus erreichte an der Mündung einen kritischen Wasserstand.

Die Behörden der südpakistanischen Provinz Sindh forderten rund 400 000 Menschen aus drei Städten auf, sich in Sicherheit zu bringen. Nach dem heftigen Monsunregen der vergangenen Tage bestehe die Gefahr, dass die Städte Sujawal, Mirpur Bathoro und Daro überschwemmt würden, sagte ein Vertreter des Distrikts Thatta.

Bedrohlich stieg auch der Wasserstand an einem Schutzdeich im Dorf Garhi Kuda Bakhsh, in dem sich das Mausoleum der früheren Ministerpräsidentin Benazir Bhutto und ihres Vaters Zulfikar Ali Bhutto befindet. Die Behörden verstärkten die Dämme, um das Mausoleum zu schützen.

Die Bundesregierung entsandte am Donnerstag ein Expertenteam und zwei Trinkwasseraufbereitungsanlagen des Technischen Hilfswerks. Mit den beiden Anlagen können bis zu 12 000 Liter Trinkwasser pro Stunde aufbereitet werden und sollen in der südpakistanischen Provinz Punjab zum Einsatz kommen.

3,5 Millionen Überlebende der Flut in Pakistan haben nach Angaben der Vereinten Nationen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. »Die Menschen müssen verschmutztes Wasser trinken, was die Gefahr von Durchfallerkrankungen erhöht«, heißt es in einer am Donnerstag in Islamabad verbreiteten UNICEF-Erklärung. Derzeit sei das UN-Kinderhilfswerk in der Lage, etwa 2,5 Millionen Menschen in den Hochwassergebieten mit jeweils 5 Liter sauberem Wasser am Tag zu versorgen. »Doch das ist längst nicht genug.«

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden bislang etwa 3,2 Millionen Menschen wegen Haut- und Atemwegserkrankungen sowie Durchfall behandelt. Zudem gebe es etwa 65 000 Malaria-Fälle.

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