Dänen testen Discount-Rakete
An Bord ist eine 70 Kilo schwere Puppe
Mit der Discount-Rakete Marke Eigenbau Richtung Weltall: Zwei Dänen testen am heutigen Donnerstag auf Bornholm erstmals ihre selbst konstruierte und billig gebaute Rakete. »Die Aussicht bei uns ist viel besser als in den meisten anderen Raumfahrzeugen«, schwärmte Peter Madsen am Mittwoch im »Jyllands-Posten«. Wenn es das Wetter zulässt, soll die neun Meter hohe »Tycho Brahe« in bis zu 30 Kilometer Höhe geschossen werden und am Ende an Fallschirmen wieder auf die Ostsee niedergleiten.
In der Kapsel ist eine 70 Kilo schwere Puppe festgespannt. Madsen und sein Partner Kristian von Bengtson, studierter Raumfahrtexperte und schon als Designer für die NASA im Einsatz, sind zwar von ihrem Projekt als Pioniere bei der ganz privaten Raumfahrt überzeugt. Am Ende wollen sie auch selbst in der Kapsel Richtung All sausen. Aber eben erst, wenn alles sauber getestet ist. »Es kann sein, dass die Rakete 44 Purzelbäume schlägt und in der Luft explodiert. Dann erleben wir eben einen tollen Crash«, sagt Madsen.
300 000 Kronen (40 000 Euro) haben beide in Konstruktion und Bau ihrer »Heat-1X-Tycho-Brahe« gesteckt. Von Bengtson ordnet das für die Geschichtsschreibung der bemannten Raumfahrt so ein: »Unsere Rakete kostet so viel wie ein gutes Auto in Dänemark oder der Türgriff an einer NASA-Rakete.« Während Raumfahrtingenieure in den USA, Russland oder China an geheimen Orten über raffinierten Lösungen für alle möglichen Probleme auf dem Mond oder Mars brüten, sind Madsen und Bengtson einfach zu den nächsten Discount-Märkten geradelt. Das »Hitzeschild« ihrer 1,6 Tonnen schweren Rakete besteht aus acht Lagen Kork aus einem Teppichladen. Gegen die Vereisung von Ventilen ist ein Haushalts-Fön zum Einkaufspreis von 79 Kronen (10 Euro) in der Rakete montiert.
»Uns ist schon klar, dass die von der NASA denken, wir haben selbst ein paar Schrauben locker«, meint Madsen. Bengtson meint: »Dies ist zweifellos die einfachste Raumrakete, die jemals gebaut wurde. Wir haben die simpelsten Materialien benutzt, die wir finden konnten. Es ist ein Experiment.«
Wenn Wind und Wetter es zulassen, wissen die dänischen Enthusiasten heute Abend, ob die NASA-Leute vielleicht recht haben. Maximal bis 17. September können sie den Abschuss aufschieben.
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