Lehre auf dem Prüfstand

Deutscher Gewerkschaftsbund stellte Ausbildungsreport 2010 vor

  • Ina Beyer
  • Lesedauer: 3 Min.
Der neue Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) liegt vor. Mehr als 7000 Fragebögen von Lehrlingen in den 25 häufigsten Ausbildungsberufen wurden dazu ausgewertet. Die Ergebnisse stellten DGB-Vizevorsitzende Ingrid Sehrbrock und DGB-Bundesjugendsekretär René Rudolf am Mittwoch in Berlin vor.

Zum fünften Mal veröffentlicht der DGB in diesem Jahr seinen Ausbildungsreport. Ziel sei es, aufzuzeigen, in welchen Berufen junge Menschen eine gute Ausbildung erhalten und wo es Mängel gebe, sagte DGB-Vize Ingrid Sehrbrock in Berlin. Der Report soll eine Art »jährlicher Gradmesser« für die Qualität der Ausbildung sein.

Im Gesamtranking ganz oben rangieren die Berufe IndustriemechanikerIn, Bankkaufmann/-frau und Industriekaufmann/-frau. Angehende Köche und Köchinnen hätten sich gegenüber dem Vorjahr zwar von Rang 16 auf Rang 14 verbessert, so Sehrbrock, dagegen klagten insbesondere Hotel- und Restaurantfachleute über schlechte Arbeitsbedingungen. Sie landeten auf den letzten beiden Plätzen.

Die Abbrecherquote liegt in diesem Bereich am höchsten. Viele Azubis hätten den Eindruck, als billige Arbeitskräfte ausgenutzt zu werden, erläuterte Sehrbrock. Harte Arbeit, fehlende Anleitung und raue Umgangsformen seien an der Tagesordnung. Etwa zwei Drittel leisten regelmäßige Überstunden – im Gesamtdurchschnitt sind es immerhin auch noch rund 40,2 Prozent der Azubis (42 Prozent in 2009).

Laut Koalitionsvertrag will die Bundesregierung »Ausbildungshemmnisse« im Gastgewerbe durch Lockerungen im Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG) abbauen. Nach Einschätzung des DGB-Bundesjugendsekretärs René Rudolf würden die Lockerungen jedoch bedeuten, dass die Arbeitszeiten von minderjährigen Azubis im Hotel- und Gaststättengewerbe bis in die Nachtstunden und an Wochenenden noch erweitert werden können. Schutzvorschriften zu Ausbildungshemmnissen zu erklären, sei »eine nicht hinnehmbare Diffamierung des Jugendarbeitsschutzes«, sagte Rudolf daher in Richtung Schwarz-Gelb.

Rund 10,5 Prozent der befragten Azubis gaben an, häufig oder immer ausbildungsfremde Tätigkeiten erledigen zu müssen. Im Vorjahr waren es noch 13,4 Prozent – hier gibt es immerhin eine leichte Verbesserung. Zufrieden mit ihrer Ausbildung sind dem Report zufolge rund 70 Prozent der Azubis. Rund 11 Prozent dagegen vergeben nur die Noten »ausreichend« oder »mangelhaft«, weitere 19 Prozent die Note »befriedigend«.

Verschlechtert hat sich die Bewertung des Berufsschulunterrichts. Nur 9,8 Prozent sehen dessen Qualität als »sehr gut« an, 13,1 Prozent verteilten die Noten »mangelhaft« oder »ausreichend«. Häufig könnten die Berufsschulen in der technologischen Entwicklung in vielen Betrieben nicht mithalten, erklärte Ingrid Sehrbrock. Berichtet werde auch von schlechter Lernatmosphäre und zunehmender Prüfungsangst. »Wir befürchten, dass sich diese Situation angesichts großer Sparpakte in den Bundesländern und der falschen Schuldenbremse in den Landesverfassungen noch verschlechtern wird«, so die DGB-Vize.

Besonders problematisch für viele Auszubildende ist offenbar aber auch die Ungewissheit, wie es nach der Lehre für sie beruflich weitergeht. Zum Zeitpunkt der Befragung hätten gerade einmal 36 Prozent eine Übernahmezusage gehabt, davon wiederum nur 38 Prozent eine unbefristete, erklärte René Rudolf. »Diese Zahlen sind sehr besorgniserregend!« Durch die schlechte Übernahmesituation seien junge Menschen stärker denn je vom Phänomen der prekären Beschäftigung bedroht. »Wir fordern die Arbeitgeber auf, junge Auszubildende nach Kräften zu unterstützen und ihnen eine reelle Chance zu bieten, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen«, sagte der Bundesjugendsekretär. Gut ausgebildete junge Arbeitskräfte seien darüber hinaus der Schlüssel, dem drohenden Fachkräftemangel zu begegnen.

Rund 1,5 Millionen der 20- bis 29-Jährigen haben nach DGB-Angaben keine abgeschlossene Berufsausbildung, etwa 233 000 Altbewerber hängen in Warteschleifen.

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