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Hassprediger
Terry Jones will am 11. September in Gainesville/Florida den Koran verbrennen
Terry Jones hat die Welt in Aufruhr versetzt. Geistliche, Intellektuelle und Spitzenpolitiker verurteilen sein Vorhaben, am 11. September rund 200 Ausgaben des Koran auf dem Gelände seiner Kirche in Gainesville/Florida öffentlich zu verbrennen. David Petraeus, Oberbefehlshaber der NATO-Truppen in Afghanistan, befürchtet sogar zunehmende Anschläge auf seine Soldaten. Der evangelikale Geistliche will mit der Bücherverbrennung den Opfern der Terroranschläge vor neun Jahren gedenken und demonstrieren, dass der »für die Anschläge verantwortliche Islam des Teufels ist«.
Die Welt vom Antichristen zu befreien, ist eine Mission, die sich der 58-Jährige schon lange auf die Fahnen geschrieben hat. Anfang der 80er Jahre hatte der damalige Missionar den Teufel noch im von heidnischen Römern gegründeten Köln ausgemacht. Dort gründete er die »Christliche Gemeinde Köln«. Bis zu 1000 Sekten-Mitglieder mussten für den US-Amerikaner ehrenamtlich schuften. Trotzdem wurde Jones in Deutschland nicht glücklich. Im Jahr 2002 wurde er vom Kölner Amtsgericht wegen Führens eines falschen Doktortitels zu einer Geldstrafe von 3000 Euro verurteilt. Als es vor zwei Jahren wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten zum Bruch mit der Gemeinde kam, kehrte der Pastor in die USA zurück. Seitdem predigt Jones in Gainesville nicht nur gegen den Islam, sondern prangert auch Abtreibung und Homosexualität an.
Nun könnte die große mediale Aufmerksamkeit der nur rund 50 Seelen zählenden Gemeinde Zulauf bescheren. Überhaupt scheint fraglich, ob der frühere Hotelmanager, mit einem Faible für die Bartmode des 19. Jahrhunderts, allein aus fanatisch-religiösen Motiven handelt oder nicht vielmehr versucht, mit einer medienwirksamen Aktion seinen Kontostand aufzubessern. So ist die Verbrennung des einen Buches gleichzeitig Werbung für ein anderes. Sein eigenes nämlich, das kürzlich erschien und den Titel »Islam is of the Devil« trägt.
Weil die Koranverbrennung als Recht auf freie Meinungsäußerung wohl von der amerikanischen Verfassung geschützt ist, kann Jones nur durch gutes Zureden friedlich gestoppt werden. Seinen Plan würde er überdenken, wenn das Weiße Haus direkt mit ihm in Kontakt treten würde, ließ der Pastor jüngst verlautbaren.
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