Rattenfieber in Malaysia

Müll sorgt für Zunahme der Infektionen

  • Lesedauer: 2 Min.
Von Michael Lenz, Kuala Lumpur

In Malaysia grassiert das Rattenfieber. Die Behörden werden inzwischen tätig, doch eine Ursachenbekämpfung bleibt bislang aus.

Bukit Bintang ist der ganze Stolz von Kuala Lumpur. Das auch »Goldenes Dreieck« genannte Stadtviertel der Hauptstadt Malaysias ist Heimat schicker Einkaufszentren, teurer Luxushotels, von Bars, Kneipen und Tanzlokalen. Um zu erleben, wie trügerisch der Glanz jedoch ist, braucht man nur in eine der Seitengassen zu gehen. Da stapelt sich der Müll, modern Essensabfälle vor sich hin, krabbeln Kakerlaken und huschen fette Ratten über die Straße.

Mit der Hygiene mangelt es auch in anderen Teilen Malaysias, das gerne bis 2020 ein voll entwickeltes Land sein möchte. Stinkende Abfallplätze sind ein wahres Buffet für Ratten, die sich dank des Futterangebots reichlich vermehren und Krankheiten verbreiten. Eine davon ist die Leptospirose, das gerade grassiert. Das oft tödlich verlaufende »Rattenfieber« wird von dem Bakterium Leptospira ausgelöst, das über mit Rattenurin verseuchtes Wasser verbreitet wird. Schon der bloße Hautkontakt reicht für eine Infektion aus, die Muskelschmerzen, Fieber, Kopfschmerzen und Brechreiz auslöst. Wenn das Rattenfieber rasch behandelt wird, ist die Krankheit heilbar.

Im Juli starben 8 von 83 Menschen, die in einen Fluss im Bundesstaat Pahang gesprungen waren, um ein ertrinkendes Kind zu retten. Das Wasser war mit infiziertem Rattenurin verseucht. Die Leptospira-Bakterien sind aber in vielen Landesteilen verbreitet.

Das Problem ist in Malaysia nicht neu und wird immer schlimmer. Die Zahl der Toten hat sich seit 2004 bis 2009 aber verdreifacht; im vergangenen Jahr starben 63 Menschen an der Infektionskrankheit. Die Zahl der Infektionsfälle verfünffachte sich sogar im gleichen Zeitraum auf 1418. Experten gehen jedoch davon aus, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt.

Die Reaktion der Behörden fällt indes bescheiden aus. Gesundheitsminister Liow Tiong Lai erklärte Ende Juli Rattenfieber zur meldepflichtigen Krankheit und wies die Beamten der Gesundheitsbehörden der Distrikte an, sogenannte Hotspots auszuweisen und die Bevölkerung anzuhalten, »keine Abfälle mehr am Ufer von Flüssen« abzuladen. Zu dem drohte er an, die Nagetiere »ein für alle Mal ausrotten« zu wollen, und verabreichte noch eine Beruhigungspille: Rattenfieber sei nicht so tödlich wie das von Moskitos übertragenen Denguefieber.

Aber auch dieses hat seinen Ursprung vor allem in schlechten Hygienebedingungen. In Müll sammelt sich Wasser; organischer Müll ist zudem feucht und daher idealer Brutplatz für Moskitos. Von einer besseren Müllbeseitigung und der Einführung von Hygienestandards war bislang keine Rede.

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