Eisbären suchen Weg aus dem Tief
Eishockey: Der Ex-Meister leidet unter personellen Problemen und Formschwäche
Eishockey paradox – so präsentiert sich gleich am Beginn der neuen DEL-Saison der deutsche Ex-Meister Eisbären Berlin und provoziert damit Erinnerungen an den »Betriebsunfall« der vergangenen Saison, als der vierfache Meister als Vorrunden-Krösus bereits im Play-off-Viertelfinale scheiterte und seinen Traum vom fünften Titel begraben musste. Denn die Eisbären, die noch vor Wochen so glänzend in der European Trophy gegen beste europäische Konkurrenz aufgespielt und den Silberpokal gewonnen hatten, sind seitdem nicht mehr wiederzuerkennen und weit entfernt von einer Form, die man für den Meistertitel braucht.
Cheftrainer Don Jackson redet auch nicht lange drum herum: »Ich mache mir schon Gedanken über unsere Lage. Wir brauchen mehr Energie, mehr Leidenschaft, mehr Konzentration. Wir spielen durch verletzungsbedingte Ausfälle auch nur mit drei Sturmreihen. Die haben zwangsläufig viel Eiszeit. Das geht auf Dauer nicht gut. Und so viele Punkte werden wir auf diese Weise wie zuletzt nicht gewinnen.«
Damit spielte Jackson auf die Tatsache an, dass für sein Team nach drei DEL-Spielen noch kein einziger Drei-Punkt-Gewinn für einen Sieg in regulärer Spielzeit zu Buche stand: 2:1 zu Hause gegen Titelverteidiger Hannover erst nach Verlängerung, 4:7-Niederlage in Ingolstadt und am Freitag ein 3:2-Heimerfolg erst nach Penaltyschießen gegen den DEL-Rekordmeister Adler Mannheim.
Ausgerechnet Denis Pederson, der in der Schlussphase auf die Strafbank musste, was die Mannheimer im Überzahlspiel zum verdienten 2:2-Ausgleich (56.) nutzten, überwand als vierter Berliner Schütze Mannheims überragenden Torwart Fredrick Brathwaite und meinte danach salopp: »Wieder keine drei Punkte, aber zwei sind immer noch besser als nur einer.«
Auch die Eisbären-Fans beweisen viel Galgenhumor mit ihrem endlosen Gesang »Wir haben die Rote Laterne« vor gegen Mannheim mit nur 13 500 Zuschauern nicht ausverkaufter Kulisse. Das Berliner Urgestein Sven Felski musste lange nachdenken, um sich an eine solche Situation zu erinnern. »Die Rote Laterne? Die könnten wir zuletzt 2001 gehabt haben«, vermutete der 35-Jährige.
Nun, das Schlusslicht gaben die Berliner mit dem 3:2-Penaltysieg über Mannheim ab und rückten nach dem 3:2 (1:0, 1:0, 1:2) am Sonntag zu Hause gegen Iserlohn sogar auf den siebenten Tabellenplatz vor. Aber geblieben sind die Sorgen: Die Abwehr ist wenig Herr der Situation, spielt arg fehlerhaft und ist auch durch die Rückkehr des lange verletzten Nationalspielers Frank Hördler nicht sattelfester geworden. Dafür konnte aber der Aushelfer in der Abwehr, Sven Felski, wieder seinen Platz im Sturm einnehmen. Er besorgte gegen Iserlohn auch den Siegtreffer fünf Minuten vor Schluss.
Doch im Angriff offenbaren die Berliner nach wie vor die größten Schwächen, weil Chancen reihenweise vergeben werden und die Spieler bisweilen wie Balletttänzer auftreten: Eine Drehung, noch eine und noch eine – bis der Puck endlich abgespielt wird. Zu alledem kommen die Ausfälle von T.J. Mulock, der noch wochenlang verletzt fehlen wird, und André Rankel, der für sechs Spiele gesperrt ist, hinzu.
»Wir müssen jetzt handeln«, reagierte Manager Peter John Lee auf die prekäre Personallage und kündigte an, die talentierten Förderlizenzspieler zurückzuholen, die vorübergehend beim ETC Crimmitschau in der 2. Bundesliga spielen. So standen gegen Iserlohn – Lieblingsgegner der Eisbären angesichts von nun 19 Siegen in 21 Begegnungen – Stürmer Patrick Pohl und Verteidiger Dominik Bielke im Profiteam. Indes: Der Weg aus dem Tief wird noch lang sein.
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