Kinder in Reiseländern besser schützen
Länderübergreifende Kampagne gegen sexuelle Ausbeutung im Tourismus gestartet
Der Deutsche Reiseverband (DRV) hatte ins Verbändehaus in der Nähe des S-Bahnhofs Friedrichstraße geladen, um die Kampagne vorzustellen, die von einem Bündnis aus Politik, Reisebranche und Nichtregierungsorganisationen (NRO) getragen wird. Deutschland, Österreich und die Schweiz wollen länderübergreifend Kinder in Urlaubsländern besser schützen.
Gesetzt wird dabei vor allem auf Aufklärung. So wolle man an den Orten, an denen Reisende sich aufhalten – im Flugzeug oder am Flughafen, in Zügen oder im Hotel –, unter anderem einen kurzen Filmspot mit dem Titel »Witness« (übersetzt Zeuge) zeigen, der für das Problem sensibilisiert, erläuterte DRV-Präsident Klaus Laepp-le. Zudem würden Info-Faltblätter in Hotels ausgelegt.
Eingerichtet worden sei nun auch eine polizeiliche Mailadresse, an die sich Reisende wenden können, um Kindesmissbrauch zu melden, erläuterte der Präsident des Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke: stopp-missbrauch@bka.de lautet diese. Die Polizei im Heimatland könne so schnell helfen, etwa einen Verbindungsmann vor Ort im Reiseland zu finden, so dass auch eventuelle sprachliche Verständigungsprobleme umgangen werden könnten, erklärte Ziercke.
Reisende sollen also stärker sensibilisiert werden. Aber auch die Beschäftigten in der Tourismusbranche sollen für die Problematik besser geschult werden. Die NRO ECPAT, die Teil eines globalen Netzwerkes gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern ist, bietet E-Learning-Kurse und Trainings für Tourismusfachkräfte an, erläuterte die deutsche ECPAT-Vorsitzende Mechthild Maurer. Verlangt worden sei ein besserer Schutz der Kinder auch von den Reisenden selbst, so Maurer weiter. Eine Umfrage hatte dies ergeben.
Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Hermann Kues (CDU), begrüßte die Kampagne. Man unterstreiche damit die Verantwortung zum Schutz der Kinder, fand DRV-Präsident Klaus Laepple große Worte.
Unter anderem der Ferienflieger Condor, die Rewe Touristik-Gruppe, Studiosus-Reisen, die Bahn und die Hotelgruppe Accor haben sich bislang bereit erklärt, den »Witness«-Spot einzusetzen. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Ernst Burgbacher, äußerte die Hoffnung, dass auch viele weitere Akteure der Reisebranche für die Kampagne gewonnen werden könnten. Das Echo sei bislang »enorm«, versicherte der FDP-Politiker.
Es werde auch weiterhin Sexualstraftäter geben, die Kinder anonym in Reiseländern missbrauchen, räumte sein Amtskollege aus dem Familienministerium ein. Der Unterschied bestehe aber eben darin, »die Täter nicht einfach machen zu lassen«, so Kues. Die Hemmschwelle werde höher, wenn Täter damit rechnen müssten, dass andere Reisende eingreifen und nicht wegschauen.
Nach Angaben der Vereinten Nationen sind jährlich rund zwei Millionen Kinder von sexueller Gewalt und Ausbeutung in Reiseländern betroffen.
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