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Elsterwerda kapituliert vor Wassermassen
Evakuierung von 2500 Einwohnern angeordnet / Hochwassersituation im Brandenburg zugespitzt
Die Hochwasserlage im Süden Brandenburgs hat sich gestern dramatisch zugespitzt. Hunderte Feuerwehrleute und andere Helfer waren am Mittwoch im Einsatz, um mit Sandsäcken Deiche zu stabilisieren und von den Wassermassen bedrohte Gebäude zu schützen. Ein mehrere Meter langer Deichriss der Schwarzen Elster konnte nur mit Mühe geflickt werden. In manchen Gebieten wurden überflutete Straßen leergepumpt. Die wegen Hochwassers gesperrte Autobahn A 13 Dresden-Berlin konnte am Mittwochmittag in Richtung Berlin aber teilweise für den Verkehr wieder freigegeben werden.
Die Situation an der Schwarzen Elster sei jetzt sehr kritisch und dramatischer als bei der Flut vor sieben Wochen, sagte Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). »Wir haben dort die historisch höchsten Wasserstände, die je gemessen wurden«, sagte er bei einem Besuch in Spremberg (Spree-Neiße). In Bad Liebenwerda übertraf der Wasserstand den kritischen Wert der Stufe 4 um mehr als 30 Zentimeter und näherte sich der Marke von 3,50 Meter. Sonst ist der Wasserstand des kleinen Flusses dort nur etwa halb so hoch. Dagegen fiel der Wasserstand des Nebenflusses Pulsnitz in Elsterwerda (Kreis Elbe-Elster) wieder unter die Marke für die Stufe 4.
Trotzdem mussten Schüler des Elsterschloss-Gymnasiums bereits am Vormittag das Gebäude verlassen, seit dem Nachmittag wurden zudem Teile der Innenstadt geräumt. Nach Angaben des Katastrophenstabes in Herzberg sollten rund 2500 Einwohner aus der Stadt Elsterwerda fortgebracht werden. Auch in Bad Liebenwerda bedrohte das steigende Wasser der Schwarzen Elster die Innenstadt.
Regierungschef Platzeck bezeichnete das Hochwasser in der Lausitz als das bislang schlimmste des Jahres: »Die Situation bereitet mir Sorgen.« Zugleich lobte Platzeck die Professionalität der Hilfskräfte, die gut trainiert seien. »Das ist kein gewöhnliches Hochwasser«, sagte der Präsident des Landesumweltamtes, Matthias Freude.
Umweltministerin Anita Tack (LINKE) äußerte Verständnis für die Sorgen und Ängste der Bewohner. »Im Augenblick sieht es aber so aus, dass alles hält«, sagte sie in Spremberg. In der Stadt war der Pegelstand der Spree über die kritische Höchstmarke 4 gestiegen, die bei vier Metern liegt. Häuser in Uferbereichen wurden durch zwei Notdeiche geschützt.
Nach Angaben des Innenministeriums sind mehr als 800 Helfer im Einsatz, rund 150 000 Sandsäcke wurden in die Hochwassergebiete gebracht. In der Region bemühten sich bis zu 240 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk um das Abpumpen von Wasser an besonders gefährdeten Stellen.
Unterdessen ließ die Hochwasserwelle aus Sachsen die Neiße bei Klein Bademeusel (Spree-Neiße) auf die Stufe 2 anschwellen, Tendenz steigend. Die Baustelle an der Talsperre Spremberg sollte bis Mittwochabend geräumt sein. Dann könnten etwa 50 Kubikmeter Wasser pro Sekunde aus dem Stausee kontrolliert in Richtung Cottbus und Spreewald abgelassen werden. Zurzeit fließt mehr als doppelt so viel Spreewasser aus Sachsen in die Talsperre. An der Oder steigen ebenfalls die Wasserstände.
dpa/AFP
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