Die Lügen und das Amt

Pressesprecher in Verdacht

  • René Heilig
  • Lesedauer: 1 Min.

Am Mittwochabend tagte mal wieder der sogenannte Kundus-Untersuchungsausschuss des Bundestages. Er soll die Hintergründe des von einem deutschen Oberst befohlenen Bombardements klären. Dabei waren vor gut einem Jahr vermutlich über 140 Afghanen umgebracht worden. Was immer die Parlamentarier herausfinden, der Oberst ist längst von jedem Verdacht freigesprochen, die Bundeswehr führt – gemäß Auftrag – weiter Krieg.

Am Mittwoch war Ex-Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan als Zeuge geladen. Er machte sich gehörig Luft, wetterte wider die Öffentlichkeitsarbeit eines Thomas Raabe. Der war zum Zeitpunkt des Bombardements Sprecher des damaligen Verteidigungsministers Jung (CDU). Raabes Aktivitäten »in den ersten Tagen nach dem Bombardement trugen nicht unbedingt zu einem geordneten Verwaltungshandeln bei«, monierte Schneiderhan. Der General betonte, der Presseabteilung hätten alle Unterlagen des Planungs- und des Einsatzführungsstabs vorgelegen. Was heißt: Raabe wusste, dass bei der Attacke unschuldige Zivilisten, darunter auch Jugendliche, umgebracht worden sind. Doch das leugnete er beharrlich und deutete die Aktion zu einem erfolgreichen Schlag gegen die Taliban um.

Wer die Website des Bundesverbandes deutscher Pressesprecher (BdP) aufruft, wird feststellen, dass der CDU-Gefolgsmann Dr. Thomas Raabe noch immer als Vizepräsident vorgestellt wird. Der BdP, so liest man weiter, »bezieht in aktuellen Debatten, die den Berufsstand betreffen, öffentlich Stellung«. Wohlan, wir sind gespannt!

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