Ganz nah am Wasser gebaut

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 2 Min.

Am Montag wird auf der Mainau-Insel im Bodensee der EuroNatur-Preis verliehen. Die gleichnamige Stiftung ehrt damit jährlich Menschen für besonderen Einsatz beim Umweltschutz. 20 Jahre nach der deutschen Vereinigung geht die Auszeichung an Ernst Paul Dörfler. Es ist, so kann man sagen, eine naheliegende und gute Wahl.

Die Natur, genauer: Flüsse und Seen, lagen Dörfler schon am Herzen, als er, studierter Chemiker, am Institut für Gewässerschutz der DDR Wasseranalysen auswertete. Eine bedrückende Tätigkeit: Elbe, Mulde oder Pleiße trugen nicht selten gelbe Schaumkronen oder führten knallbuntes Wasser, das von Schwermetallen und Abwasserpilzen strotzte. 47 Prozent des fast 11 000 Kilometer langen DDR-Flussnetzes waren biologisch tot. Dörfler hoffte, dass die Studien aufrütteln. Sie verschwanden im Schrank. 1982 warf er den Institutsjob hin und schrieb ein Buch: »Zurück zur Natur«, hieß das Werk, das ihm einigen Ärger eintrug.

Heute sind Elbe und Saale – geschuldet einer beispiellosen Deindustrialisierung, aber auch guten Kläranlagen – biologisch weitgehend intakt. So intakt, dass Dörfler regelmäßig in ihnen schwimmt. Dass sich die Fließgewässer so schnell erholen, hätte er sich »nicht träumen lassen«. Zurückgekehrt sind Lachse und viele andere Fischarten, aber auch zahlreiche Vögel, für die Dörfler ein besonderes Faible hat: Sein Bild-Text-Band über das Liebesleben der Vögel ist eine anrührend-faszinierende Lektüre.

Während Dörfler dem Schreiben treu geblieben ist, war sein Ausflug in die professionelle Politik von kurzer Dauer. 1990 saß der Mitbegründer der Ost-Grünen für kurze Zeit in Volkskammer und Bundestag. Heute lädt er Politiker ein: zum »Dialog im Boot« oder in das alljährliche Elbe-Saale-Camp. Auf diese Weise widersetzt sich Dörfler einer neuen Gefahr für Elbe und Saale, die vom Gift befreit, aber vom Beton bedroht sind. An der Saale soll ein 100 Millionen Euro teurer, 7,5 Kilometer langer Kanal gegraben werden, der unrentabel und unschön ist, vor allem aber den Druck zum Ausbau der Elbe erhöht. Dörfler, heute Flussexperte des BUND, hält dagegen. Die Verschmutzung der Flüsse in der DDR, sagt er, habe sich zum Glück als umkehrbar herausgestellt. Seien Elbe oder Saale aber einmal betoniert, dann »führt kein Weg zurück«.

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