Fahrradrallye gegen Nazi-Marsch
NPD-Jugend hatte nach zum Einheitstag nach Halberstadt mobilisiert
In Halberstadt haben am Sonnabend rund 500 Bürger gegen einen rechten Aufmarsch protestiert. Der DGB und ein Bürgerbündnis reagierten damit auf einen Aufruf der NPD-Jugendorganisation JN, die am selben Tag mit dem Motto »3. Oktober 1990 - Vom Regen in die Traufe« durch Halberstadt zogen. Laut Polizei waren unter 250 Rechte gekommen.
Schon kurz nach Beginn des Marsches blockierten 50 Gegendemonstranten, darunter Lokalpolitiker wie Sören Herbst (Grüne), die Marschroute und erzwangen eine Änderung. »Wir wollten ein Zeichen für Demokratie und gegen rechte Kräfte setzen, die kleinbürgerlich gescheitelt wie die geschniegelten Biedermänner in den Parlamenten sitzen oder als gewaltbereite Freie Kräfte auf der Straße unterwegs sind«, sagt Rainer O. Neugebauer vom Bürgerbündnis. Er sieht die erste rechte Demonstration nach vier Jahren in der Stadt als Schritt der NPD, im Vorfeld der Landtagswahlen 2011 Akzeptanz zu gewinnen.
An Gegenaktionen beteiligten sich auch Künstler des Nordharzer Städtebundtheaters, die sich schmerzhaft an den Überfall mutmaßlicher Rechter 2007 auf Kollegen erinnern, aber auch der evangelische Kirchenkreis und der katholische Gemeindeverbund. Eine Fahrradrallye durch die Stadt sollte zeigen, dass die Straßen nicht den Rechten gehören. Die Moses- Mendelssohn-Akademie und ihr Berend-Lehmann-Museum für jüdische Geschichte luden zu einem Tag der offenen Tür ein.
Oberbürgermeister Andreas Henke (LINKE) erklärte: »Wir wollen uns nicht zerstören lassen, was wir in den 20 Jahren seit der Deutschen Einheit erreicht haben.« Auch Sachsen-Anhalts Justizministerin Angela Kolb (CDU), die in Halberstadt lebt, sprach auf der Abschlusskundgebung: »Durch diesen rechten Aufmarsch fallen dunkle, braune Schatten auf die Feierlichkeiten zur deutschen Einheit.« SPD-Innenstaatssekretär Rüdiger Erben sagte, gegen Antidemokraten helfe nichts besser als die massenhafte Inanspruchnahme demokratischer Rechte.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.