Anti-Atom-Menschenkette umzingelt den Landtag

Tausende protestieren in Stuttgart gegen Atomkraft

  • Barbara Martin, Stuttgart
  • Lesedauer: 2 Min.
Stuttgarter sind inzwischen geübt im Demonstrieren. Nicht nur gegen Stuttgart 21 gehen sie auf die Straße, sondern auch gegen Atomkraft. Am Mittwochabend umzingelten mehrere tausend Demonstranten auf einer Länge von 1,4 Kilometern den baden-württembergischen Landtag und forderten »Abschalten statt Verlängerung der AKW-Laufzeiten«.

»Wir haben 2000 Teilnehmer bei der Demo-Anmeldung angegeben. Jetzt sind wir mehr als 7000! Für die Polizei: 3500.« Jubel auf dem Stuttgarter Schlossplatz, als die Teilnehmerzahl der Anti-AKW-Demo bekannt gegeben wurde. Die Landesverbände von BUND, NABU, DGB und mehrere Anti-AKW-Initiativen hatten zu der Landtagsumzingelung aufgerufen. Bevor die Menschenkette gebildet wurde, konnten sich die Demonstranten an Infoständen mit Flugblättern, Luftballons und Ansteckern versorgen. Schon nach kurzer Zeit war der Button mit der altbekannten roten Sonne auf gelben Grund ausverkauft und so manchem Mittvierziger war eine leicht melancholische Erinnerung an alte Kämpfe anzusehen.

Die Vorsitzende des BUND Baden-Württemberg, Brigitte Dahlbender, warf in ihrer Auftaktrede dem Ministerpräsidenten Stefan Mappus (CDU) vor, sich in Sachen Laufzeitverlängerung als Hardliner zu profilieren: »Er hat sich entwickelt zum Fürsprecher der Atomlobby, der lauter schreit als die EnBW selbst, denn er war ein zentraler Wegbereiter für den jetzt vorliegenden Vorschlag einer Verlängerung um durchschnittlich zwölf Jahre.« Die Landesregierung setze sich vehement dafür ein, dass die schwarz-gelbe Bundesregierung das Atomgesetz möglichst schnell durch den Bundestag bringt, damit die AKW-Laufzeitverlängerung kein Wahlkampfthema werde. In Baden-Württemberg wird im März kommenden Jahres eine neuer Landtag gewählt.

Der DGB-Landesvorsitzende Nikolaus Landgraf bezeichnete »den großen Deal«, den die Bundesregierung mit den Energiekonzernen ausgehandelt hat, als »pure Klientelpolitik – wieder einmal«. Atomenergie sei nicht die Zukunft Baden-Württembergs, so Landgraf. In dem Sektor entstünden keine zukunftssicheren Arbeitsplätze. Eine dezentrale, ökologisch ausgerichtete Energiepolitik dagegen stärke die Region. Die Reden wurden immer wieder von Sprechchören unterbrochen. Heißt es bei den Demos gegen die Verlegung des Bahnhofs unter die Erde stets »o-ben blei-ben!«, skandierte die Menge nun spontan »ab-schal-ten!«. Alles verlief friedlich. Die Bundesvorsitzende der Grünen, Claudia Roth, demonstrierte mit, der SPD-Landesvorsitzende Nils Schmid warf Mappus »Verrat an der Zukunft vor« und am Ende vermeldete die Polizei tatsächlich »3500 bis 4000 Teilnehmer«.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.