Gibt es doch Leben auf dem Mars?
Forscher zweifeln an Daten der »Viking«-Raumsonden
Dass ähnlich wie die Erde auch der Mars Leben beherbergen könnte, ist ein Gedanke, der Menschen seit langem fasziniert. Denn bereits 1877 hatte der italienische Astronom Giovanni Schiaparelli bei der Beobachtung des Roten Planeten eine Vielzahl dunkler Linien entdeckt und später erklärt, hierbei handele es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um künstlich angelegte Wasserwege. Ein Irrtum. Heute gehen die meisten Wissenschaftler davon aus, dass Schiaparellis »Marskanäle«, sofern sie nicht Abstufungen im Gelände darstellten, von einer optischen Täuschung herrührten.
Die ersten Raumfahrzeuge, die auf dem Mars nach möglichen Lebensspuren suchten, waren 1976 die US-Sonden »Viking 1« und »Viking 2«. Doch die von diesen mitgeführten Gaschromatographen zeigten keine organischen Verbindungen an, so dass die Frage nach der Existenz von Marsorganismen negativ beantwortet schien. Zumindest wurde keine Sonde mehr zum Roten Planeten gesandt, die derart systematisch nach Leben geforscht hätte.
Nun jedoch glauben Wissenschaftler der NASA und der Nationaluniversität von Mexiko, dass ein Großteil der »Viking«-Daten mit Fehlern behaftet sei. Der Grund: 2008 hat die Marssonde »Phönix Lander« im Nordpolarbereich des Roten Planeten Perchlorate gefunden. Diese aggressiven Chlorverbindungen könnten bei der Probenanalyse 1976 alle organischen Marsmoleküle zerstört haben. Denn als die Wissenschaftler die »Viking«-Experimente in der chilenischen Atacama-Wüste unter Zugabe von Perchloraten noch einmal durchführten, stellten sie fest: In keinem Fall ließen sich Spuren von organischen Verbindungen nachweisen – ähnlich wie seinerzeit auf dem Mars.
Für NASA-Mitarbeiter Chris McKay ist der Fund von Perchloraten auf dem Mars eines der wichtigsten Resultate der jüngeren Planetenforschung. Denn danach erscheint es durchaus möglich, dass auf oder unter der Marsoberfläche einfache Lebensformen existieren. Um diese aufzuspüren, wäre aber ein Analysegerät vonnöten, welches anders als ein Gaschromatograph die Bodenproben nicht allzu stark erhitzt. Damit nämlich wird verhindert, dass eventuell vorhandene organische Substanzen durch Perchlorate zerstört werden.
Da die Marssonde »Phönix Lander« seit Mai dieses Jahres nicht mehr arbeitsfähig ist, hoffen die Planetenforscher der NASA auf den »Curiosity Rover«. So lautet der Name eines mit Greifarm und Analysemodul ausgestatteten Raumfahrzeugs, das 2011 zum Roten Planeten starten wird, um dort eine große Bandbreite an Bodenproben genauer zu untersuchen. Sollte es tatsächlich Leben auf dem Mars geben, sagt McKay, hätten er und seine Kollegen künftig größere Chancen, es zu entdecken. Zwar werden die Greifarme des Rovers am Ende keine kleinen grünen Männchen einfangen, aber – lassen wir uns überraschen!
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