- Kommentare
- kommentiert
Dicke Fragezeichen
Quantitative Easing« (quantitative Lockerung) heißt im Fachjargon das geldpolitische Instrument, das die US-Notenbank nun erneut einsetzt. Mit der im Zuge der Finanzkrise nicht mehr ganz so gewaltig anmutenden Summe von 600 Milliarden Dollar will die Fed den Banken US-Staatsanleihen abkaufen. Dies soll nun auch die langfristigen Zinsen senken helfen – die kurzfristigen liegen schon seit rund zwei Jahren bei nahe Null. Dies, so das Kalkül, könnte die Konsumenten dazu bewegen, zu konsumieren oder Immobilien zu erwerben, und die Unternehmen dazu, in neue Anlagen zu investieren. Dadurch würde der längst erlahmte Aufschwung nach der tiefen Rezession wieder in Gang kommen.
Ob es dazu kommt, ist mit einem dicken Fragezeichen zu versehen. Die US-Bürger und -Firmen werden nur dann mehr konsumieren oder investieren, wenn sie an den Aufschwung glauben. Dazu besteht derzeit aber nur wenig Grund, zumal nach dem Wahlsieg der Republikaner staatliche Ausgabenprogramme noch unwahrscheinlicher geworden sind. Fraglich ist auch, ob die Banken mit dem Geldregen tatsächlich Kredite vergeben oder nicht eher spekulieren. Das tun sie, da eine strenge Bankenregulierung weltweit ausgeblieben ist, derzeit in großem Stil in Ländern mit hohen Zinsen, was die aktuellen Währungsturbulenzen mit befördert.
Die quantitative Lockerung wäre sinnvoll, wenn die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen stimmen würden. Das tun sie aber nicht.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.