Die zwei Gesichter des VfB Stuttgart
Trotz Krise in der Liga ziehen die Schwaben locker in die K.o.-Phase der Europa League ein
Ein kurzes Abklatschen auf dem Rasen, eine kleine Welle vor den mitgereisten Fans: Viel mehr gönnten sich die Spieler des VfB Stuttgart nach ihrem 3:0-Sieg beim FC Getafe und der frühzeitigen Qualifikation für die K.o.-Runde der Europa League nicht. »Wir haben gezeigt: Wir können es, wir sind gut«, sagte Torschütze und Rotsünder Ciprian Marica. »Aber wir dürfen uns nur ein paar Stunden freuen. Denn am Sonntag erwarten die Fans und wir selbst von uns wieder einen Sieg gegen Werder Bremen. Der wäre wichtig.«
Bis dahin fragt man sich nicht nur in Stuttgart: Wie sind die zwei Gesichter des VfB zu erklären? Wie kann diese Mannschaft gleichzeitig mit zwölf Punkten aus vier Spielen vor dem Gruppensieg im Europacup stehen und in der Fußball-Bundesliga nur Drittletzter sein?
In Getafe stellten die Spieler und Verantwortlichen dazu gleich mehrere Thesen auf. »In der Bundesliga stellen sich einige Teams nur hinten rein. Der europäische Fußball ist anders, vielleicht liegt uns das mehr«, sagte Sportdirektor Fredi Bobic. Marica glaubt, dass die fehlende Konstanz auch etwas mit dem Verletzungspech zu tun hat. »Da ist es schwierig, ständig englische Wochen zu spielen«, meinte der Rumäne. Am Donnerstag tat noch die Zahnlosigkeit der Spanier ihr Übriges, aber den schlüssigsten Ansatz fand Christian Gentner. »Wir haben in der Europa League weniger Druck, das ist in der Liga anders«, sagte er.
Schon gegen Bremen wird sich das wieder zeigen. In der Bundesliga steht der VfB angesichts seiner verheerenden Bilanz von sieben Punkten aus zehn Spielen mit dem Rücken zur Wand. »Vielleicht ist es ein Vorteil für uns, dass wir mit einem Sieg in dieses Spiel gehen und Werder am Dienstag verloren hat«, hoffte Martin Harnik.
Für ihn ist diese Partie auch unabhängig vom Tabellenstand sehr wichtig. Für nur 300 000 Euro wurde er von den Bremern im Sommer geradezu nach Stuttgart verramscht. Vier Tore in acht Europacupspielen traute man ihm bei Werder nicht zu. In Getafe schoss Harnik nach den Treffern von Marica (26.) und Timo Gebhart (64.) das 3:0 (76.). »Ich muss Werder nichts beweisen. Aber gegen seinen Ex-Verein ist man immer noch einen Tick mehr motiviert«, freut sich Harnik auf das Duell.
Am Sonntag kehren wohl auch die Nationalspieler Cacau, Christian Träsch und Christian Gentner zurück. Sie alle schonte Trainer Jens Keller in Getafe und brachte dafür Talente wie Patrick Funk und Mamadou Bah. Die sind zwar unerfahren, wollten sich aber empfehlen. Der riskante Plan ging auf. Auch Verteidiger Arthur Boka überzeugte im Mittelfeld. »Ich bin froh, dass wir solche Jungs haben. In unserer Situation müssen wir stets improvisieren«, sagte Keller.
Gruppe B:
Leverkusen - Saloniki 1:0 (0:0)
Trondheim - Madrid 1:2 (0:1)
1. Bayer Leverkusen 4 6:1 8
2. Atlético Madrid 4 6:3 7
3. Aris Saloniki 4 2:3 4
4. Rosenb. Trondheim 4 3:10 3
Gruppe H:
Odense - Bern 2:0 (1:0)
Getafe - Stuttgart 0:3 (0:1)
1. VfB Stuttgart 4 9:1 12
2. Young Boys Bern 4 6:7 6
3. Odense BK 4 6:8 3
4. FC Getafe 4 2:7 3
Gruppe J:
Sevilla - Lwiw 4:0 (3:0)
Paris - Dortmund 0:0
1. FC Sevilla 4 6:1 9
2. Paris St. Germain 4 4:1 8
3. Borussia Dortmund 4 5:5 5
4. Karpati Lwiw 4 3:11 0
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.