Obamas Lob für Indien mit Hintergedanken
Sicherheitsberater des US-Präsidenten sprach Klartext
Mit seiner Rede am Montag vor dem indischen Parlament hatte der Gast den Schluss- und Höhepunkt seiner Visite gesetzt. Die Medien überschlugen sich mit der Meldung, die USA hätten Indien Unterstützung für ihr Streben nach einem permanenten Sitz in einem reformierten UN-Sicherheitsrat zugesichert. Obama hatte allerdings vorsichtig und mehrdeutig formuliert: »In den kommenden Jahren sehe ich einem reformierten UN-Sicherheitsrat entgegen, der Indien als ein ständiges Mitglied einbezieht.« Er verwendete das englische »look forward«, das Bedeutungen hat wie mit Erwartung einem Ereignis entgegensehen, auf etwas hoffen, sich auf etwas freuen. Viel Spielraum also für Interpretationen. Kommentatoren verwiesen zugleich auf den Unterschied, dass Obama von sich und nicht von den USA sprach und dass niemand wisse, ob er in den »kommenden Jahren« noch US-Präsident sein wird.
Ansonsten lobte er den Gastgeber über den grünen Klee. Indiens alte Zivilisation habe die Welt über Jahrtausende geformt, sei heute kein aufstrebendes Schwellenland mehr, sondern bereits eine Weltmacht. Die beiden größten Demokratien der Welt pflegten »außergewöhnliche zwischenmenschliche Kontakte« und sähen sich gemeinsam einem »gewissen Wertekodex« verpflichtet. Die Tage der Nord-Süd-Spaltung, in denen sich Indien und die USA oft an entgegengesetzten Polen befunden hätten, seien vorbei. Obama gab sich als Bewunderer Mahatma Gandhis zu erkennen, »dessen große Seele die Welt mit ihrer Botschaft des Friedens, der Toleranz und Liebe« verändert habe. Gandhis Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit ließ Obama interessanterweise unerwähnt.
Außenpolitisch bezog der US-Präsident endlich Stellung zu Pakistan. »Wir werden fortfahren, von den pakistanischen Führern zu verlangen, dass terroristische Schlupfwinkel auf ihrem Territorium nicht akzeptiert werden und dass die Terroristen hinter den Mumbai-Attacken bestraft werden müssen.« Das nahm man nicht nur im Parlament, sondern im ganzen Land mit Genugtuung auf. Zum Kaschmir-Problem wiederholte Obama, dass sich Indien und Pakistan um eine Lösung bemühen müssten. Wenn beide Nachbarn es wünschten, wäre Washington bereit, dabei eine Rolle zu spielen.
Bei seinen politischen Gesprächen und vor den Medien hatte Barack Obama wiederholt betont, dass er vor allem nach Indien gekommen sei, um Interessen US-amerikanischer Wirtschafts- und Finanzkreise zu vertreten. Diesem Ziel diente eine Reihe von Abkommen und Absichtserklärungen zu Geschäften im militärischen Bereich, bei der Entwicklung »sauberer Energietechnologien«, der Nutzung von Schieferöl sowie Investitionen im Infrastruktur-Sektor.
Aufschlussreich war, wie der Nationale Sicherheitsberater Tom Donilon die Asien-Reise seines Präsidenten vor Journalisten in den globalen Kontext einordnete. Er sprach laut einem Bericht der Zeitung »The Hindu« von einer »sehr hohen Priorität« der Beziehungen zu Indien. Das Weiße Haus schätze die Asien-Reise recht effektiv ein, um »den Einfluss, die Macht und Autorität der USA in der Welt« zu restaurieren, indem man Asien in den Fokus nimmt, nicht zuletzt wegen dessen lebhaften Handels und wirtschaftlicher Leistungskraft mit Wachstumraten um acht Prozent. Was blieb war der Eindruck, dass Obamas Asien-Reise – die nächsten Stationen sind Indonesien, Südkorea und Japan – eher den Versuch unternimmt, Chinas zunehmenden Einfluss in der Weltarena durch engere Beziehungen zu anderen asiatischen Ländern zu bremsen.
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