Meeresströmungen als Klimafaktor
Deutsch-dänisches Projekt in grönländischen Gewässern entschleiert Gletscherschmelze
Die Zusammenhänge zwischen Klimaveränderung und Eisschmelze sind nicht immer geradlinig. So vermutet man eine Wechselwirkung zwischen dem grönländischen Inlandeis und den Meeresströmungen vor der Küste der Insel. Wie das allerdings genau funktioniert, ist bisher nur in Anfängen wissenschaftlich beschrieben. Um dem abzuhelfen, arbeiten seit 2007 Geologen, Geophysiker und Hydrographen des Warnemünder Leibniz-Institutes für Ostseeforschung und der Universitäten in Kopenhagen und Aarhus zusammen am Projekt »Diskobucht«.
Ausgangspunkt zur Sammlung von Daten war 2007 eine Fahrt des Forschungsschiffes »Maria S. Merian«, das dazu zwischen der kanadischen Nordostküste und Grönland kreuzte. Während der Fahrt wurden zahlreiche Sedimentproben entnommen sowie Messbojen ausgesetzt, um den Westgrönlandstrom zu messen. Während die Bojen Daten über die heutige Entwicklung liefern, können den Sedimenten Informationen über die klimatische Vergangenheit entnommen werden. Die Untersuchung der Oberflächensedimente wies für die letzten 150 Jahre eine Zunahme der atlantischen Fauna nach. Das gilt als Indikator für relativ warme Ozeanströmungen. Um zusätzliche Informationen zu bekommen und gleichzeitig die grönländische Jugend für die Klimaforschung zu interessieren, wurden überdies Schüler einer Klasse aus Ummanaq darüber befragt, was Eltern und Großeltern über das Klima in ihrer Jugend und Kindheit berichten.
Zu vergleichenden Zwecken besonders interessant ist die Periode am Ende der letzten Eiszeit. Die Veränderungen von Klima und Eisbedeckung vor 10 000 bis 12 000 Jahren können in den Sedimenten abgelesen werden. Die damalige Entwicklung hat gewisse Ähnlichkeiten mit der heutigen und kann somit Hinweise geben, worauf sich die Menschheit vorbereiten muss, falls die gegenwärtige Entwicklung sich im derzeitigen Tempo fortsetzt.
Untersucht wird beispielsweise, ob es Zyklen oder Rhythmen von Gletscherschmelze und neuerlicher Vereisung gibt. In diesem Zusammenhang wird auch die Landanhebung Grönlands untersucht, die im gleichen Maße fortschreitet wie das Abschmelzen des Eispanzers der größten Insel.
Ein anderes Forschungsobjekt war die Untersuchung menschlichen Einflusses auf die Natur. Bei Maamorilik wurden zwischen 1973 und 1990 im Bergwerk »Schwarzer Engel« Blei und Zink abgebaut. Die Produktionsrückstände, die neben diesen Metallen auch Spuren von Kupfer, Kadmium, Zinn und Arsen enthielten, wurden in dieser Zeit einfach ins Meer gegeben. Die Verschmutzung lässt sich auch heute noch nachweisen.
Lexikon
Grönland
Grönland (grönländisch: Kalaallit Nunaat) ist mit einer Fläche von 2 166 086 Quadratkilometern die größte Insel der Erde. Sie gehört als politisch selbstverwalteter und autonomer Bestandteil zu Dänemark, ist aber nur durch die relativ schmale Davis-Straße von Nordamerika getrennt. Das Inlandeis ist neben dem Antarktiseis die größte zusammenhängende Masse an Festlandeis. Es erreicht Dicken von bis zu 3400 Meter. Nur rund 19 Prozent der Inselfläche sind eisfrei Grönland wurde vor rund 5000 Jahren von den Vorfahren der Inuit und vor 1200 Jahren von Wikingern besiedelt.
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