MAN und Scania prüfen engere Kooperation
Volkswagen möchte kompliziertes Dreier-Bündnis bei Nutzfahrzeugen schmieden
München/Stockholm (dpa/ND). Der schwedische Nutzfahrzeughersteller Scania prüft einen Zusammenschluss mit dem Münchner Lastwagenbauer MAN. Die bisherigen Gespräche über eine bessere technische Zusammenarbeit hätten ergeben, dass »eine engere Kooperation durch Kombination beider Unternehmen« notwendig sei, um das volle Potenzial auszuschöpfen, teilte Scania am Montag mit. Volkswagen hält rund 49 Prozent der Anteile an Scania – bei den Stimmrechten sind es sogar gut 71 Prozent – und ist mit knapp 30 Prozent an MAN beteiligt. Den Wolfsburgern wird seit Langem nachgesagt, ihre Lkw-Geschäfte unter einem Dach bündeln zu wollen. Die Aktie von MAN legte am Vormittag um mehr als sieben Prozent zu.
Eine Entscheidung, ob und wie beide Konzerne zusammenfinden könnten, sei aber noch nicht gefallen, hieß es weiter. In jedem Fall sollten die beiden Marken erhalten bleiben, betonen die Schweden. Der DAX-Konzern MAN teilte zurückhaltender mit, man strebe bekanntermaßen mit Scania »eine engere industrielle Zusammenarbeit an, um erhebliches Synergiepotenzial zu heben«. Grundlage für jede Option sei, dass das jeweilige operative Geschäft und die Marken erhalten blieben. MAN hat weltweit rund 48 000 Mitarbeiter und stellt neben Nutzfahrzeugen auch Maschinen her.
Ein VW-Sprecher in Wolfsburg sagte: »Wir unterstützen die Gespräche der beiden Unternehmen.« Ziel sei es, industrielle Vorteile zu nutzen. Zu der Frage, ob VW sein Lkw-Geschäft unter schwedischer Führung bündeln wolle, wollte sich keiner der Beteiligten äußern.
Der »Spiegel« hatte zuvor unter Berufung auf interne Planungen bei VW berichtet, die Wolfsburger könnten ihren Anteil an Scania weiter aufstocken und den Schweden die eigenen Anteile an MAN übertragen. Danach solle dann Scania den MAN-Aktionären ein Übernahmeangebot machen.
In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Gerüchte über eine mögliche Übernahme von MAN durch Volkswagen, nachdem VW- und MAN-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch Anfang des Jahres auf der Hauptversammlung des Münchner Konzerns ein engeres Zusammenrücken der beiden verbandelten Rivalen gefordert hatte.
Das Verhältnis von MAN und Scania gilt als nicht einfach. 2007 war ein Übernahmeversuch von MAN bei Scania gescheitert. Treibende Kraft war der ehemalige Scania-Manager und damalige MAN-Chef Håkan Samuelsson; er verließ Ende 2009 den Konzern wegen einer Schmiergeldaffäre. Seither hatte es immer wieder Berichte über eine Übernahme oder Fusion gegeben, die auch Nahrung dadurch erhielten, dass VW mit der Berufung von Jochem Heizmann zum Chef des Vorstandsressorts »Nutzfahrzeuge« einen Koordinator für das Lkw-Geschäft geschaffen hat.
Die IG Metall in Bayern hat laut ihrem Bezirksleiter Jürgen Wechsler nichts gegen ein Fortführen der Kooperationsgespräche mit dem Ziel einer verstärkten Zusammenarbeit, lehnt eine Übernahme von MAN durch die Schweden aber ab. Vor allem sorgen sich die Gewerkschafter für diesen Fall um die Zukunft der Dieselmotorensparte des Konzerns, die etwa Antriebe für Seeschiffe baut. Der Konzern müsse mit beiden Sparten »Nutzfahrzeuge« und »Diesel & Turbo« erhalten bleiben.
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