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Kreuzritter in Regensburg

Der bayerische Kruzifix-Streit geht weiter

  • Ulf Vogler, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Vor 15 Jahren erhitzte das Kruzifix-Urteil der Karlsruher Verfassungshüter die Gemüter. Seitdem können Eltern verlangen, dass Schulkreuze in Bayern abgehängt werden. Nun schlägt ein Regensburger Fall erneut Wellen.

Regensburg/München. Rund 15 Jahre nach dem Kruzifix-Urteil des Bundesverfassungsgerichts sorgt ein in einem Regensburger Klassenzimmer abgehängtes Kreuz für neuen Streit. Auf Antrag eines Vaters wurde im städtischen Albertus-Magnus-Gymnasium, das nach einem früheren Regensburger Bischof benannt ist, ein Kruzifix von der Wand genommen.

Der Vater eines Schülers der siebten Klasse wurde daraufhin von Regensburgs Schulbürgermeister Gerhard Weber (CSU) öffentlich scharf angegriffen. Das bayerische Kultusministerium betonte hingegen am Dienstag, dass es sich bei dem Entfernen des Kreuzes in Regensburg um einen Vorgang handele, der immer wieder an Schulen im Freistaat vorkomme. »Das ist im Ermessen des Schulleiters«, sagte Ministeriumssprecherin Marion Rüller. Grund einzuschreiten, gebe es nicht.

»Blanker Blödsinn«

Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) betonte allerdings, dass im Regelfall ein Kruzifix in die schulischen Räume gehöre. »Das Kreuz als Symbol für die christlich-abendländische Tradition hat seinen Platz in den Klassenzimmern in Bayern«, sagte er. Er könne nachvollziehen, dass viele Menschen nicht begrüßen, dass das Kreuz in dem Regensburger Gymnasium abgehängt wurde.

Laut Mitteilung der Stadt Regensburg hatte Bürgermeister Weber erklärt: »Ich habe kein Verständnis für die Forderung eines einzelnen Elternteils, das Kreuz in einem Klassenzimmer abnehmen zu lassen, wenn dies dem ausdrücklichen Wunsch der Mehrheit der anderen Eltern widerspricht.« Ferner wurde der Vater aufgefordert, »sich nicht in der Anonymität zu verstecken«, sondern sich in der Öffentlichkeit zu bekennen.

Der Regensburger Verwaltungsjurist Gerrit Manssen bezeichnete Webers Äußerungen als »blanken Blödsinn«. Der Jura-Professor der Uni Regensburg sagte im Bayerischen Rundfunk, auch mit undemokratischen Verhältnissen habe dieser Vorgang nichts zu tun, denn hier schütze das Recht die Minderheit vor der Mehrheit.

Ein kleineres Modell

Doch auch die Christsozialen Katholiken (CSK) in der CSU kritisierten den Vater. Der atheistische Vater habe die Präsenz von Kruzifixen im Klassenraum zu akzeptieren, heißt es in einer Mitteilung des CSK-Sprechers Thomas Goppel. Die Verfassungsrichter in Karlsruhe hatten 1995 unter Hinweis auf das Grundrecht der Religionsfreiheit und die staatliche Neutralitätspflicht die frühere bayerische Vorschrift zur Anbringung von Kreuzen für verfassungswidrig erklärt. Laut dem nun gültigen bayerischen Unterrichtsgesetz muss die Schulleitung versuchen, eine gütliche Einigung herbeizuführen, wenn »der Anbringung des Kreuzes aus ernsthaften und einsehbaren Gründen des Glaubens oder der Weltanschauung widersprochen« wird.

»Das wird in der Schule vor Ort geklärt«, sagte Ministeriumssprecherin Rüller. Es gebe verschiedene Möglichkeiten. »Manchmal wird das Schulkreuz nur an eine andere Stelle gehängt, oder man einigt sich auf ein kleineres Kreuz.« In wie vielen Klassenzimmern in Bayern bereits ein Kreuz abgehängt wurde, ist dem Ministerium nicht bekannt.

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