Spar-Dozenten im Osten

GEW prangert Gehaltsunterschiede an Fachhochschulen an

  • Hendrik Lasch, Dresden
  • Lesedauer: 2 Min.
Im öffentlichen Dienst sind die Gehälter zwischen Ost und West angeglichen – im Prinzip. Lehrkräfte an ostdeutschen Fachhochschulen verdienen aber deutlich weniger als ihre West-Kollegen. Die GEW will das ändern.
Studenten vor der Hochschule Harz in Wernigerode ZB/Peter Förster
Studenten vor der Hochschule Harz in Wernigerode ZB/Peter Förster

Die Arbeit, die Michael Gebel an der Fachhochschule (FH) in Nordhausen erledigt, ist eines Professors würdig. Der promovierte Mathematiker bildet angehende Ingenieure in fünf Studiengängen aus; nimmt 300 Prüfungen pro Semester ab, entwickelt mit seinen Kollegen neue Lehrpläne und betreibt trotz der hohen Unterrichtsbelastung auch noch Forschung.

Doch Gebel wird längst nicht wie ein Professor bezahlt: Obwohl der 50-Jährige, der zuvor in Leipzig, Wittenberg und Freiberg sowie im Ausland lehrte, in Nordhausen den Bereich Angewandte Mathematik leitet, ist er an der 1998 gegründeten FH nur als sogenannte »Lehrkraft für besondere Aufgaben« beschäftigt. Damit erhält er nicht nur viel weniger Geld als ein Professor, sondern auch rund 500 Euro weniger als seine Kollegen an einer westdeutschen Fachhochschule.

Eigentlich sind Einkommensunterschiede zwischen Ost und West m öffentlichen Dienst seit Januar 2010 Geschichte. Allerdings besteht bei Lehrkräften für besondere Aufgaben, die zum akademischen Mittelbau gehören und vorwiegend unterrichten sollen, weiterhin eine »unzulässige Diskriminierung« fort, sagt Ilse Schaad vom Vorstand der Gewerkschaft GEW. Sind sie an Universitäten beschäftigt, werden sie in Ost und West gleich entlohnt. Lehrkräfte an FHs aber werden im Osten zwei Einkommensstufen tiefer eingruppiert – eine empindliche Benachteiligung: Immerhin beträgt die Differenz zwischen Gruppe 13 und 15 rund 500 Euro monatlich.

Die GEW will das nicht länger hinnehmen. Es würden »Unterschiede gemacht trotz gleicher Tätigkeit und gleicher Qualifikation«, schimpft Schaad. In anderen Bereichen, etwa der Wirtschaft, gelte die Regel, wonach identische Tätigkeiten auch gleich eingruppiert würden. Der Tarifvertrag der Länder überlasse die Einstufung aber einseitig den Arbeitgebern. Diese will die Gewerkschaft zum Einlenken drängen: Bei den nächsten Tarifverhandlungen für den Bereich, die im Februar 2011 beginnen, soll auf eine Gleichstellung gedrängt werden. Nach GEW-Angaben sind von der Benachteiligung rund 400 Lehrkräfte betroffen. Stiege deren Gehalt auf das der West-Kollegen, müssten die Länder demnach rund 2,4 Millionen Euro mehr zahlen.

Angebracht wäre das aus Sicht der Gewerkschaft nicht zuletzt, weil die Lehrkräfte für besondere Aufgaben teils die dreifache Stundenzahl von Professoren leisten, einen Gutteil der durch den Bologna-Prozess und die Master-Studiengänge notwendigen zusätzlichen Betreuung von Studenten sichern und oft neue Studiengänge konzipieren. Gleichzeitig, betont Gebel, sind die Karrierechancen bescheiden: »An Aufstieg ist für uns nicht zu denken.«

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