Der Koks (f)liegt in der Luft
Drogenschmuggel per Jet über den Atlantik
Man schickt todesmutige Kuriere, die sogenannte Container in sich tragen, über die Grenzen. Man baut Mini-U-Boote, um den Stoff über Meere zu schaffen. Tunnel werden gegraben, und wenn man das Schmuggelgut zwischen Kaffeesäcken versteckt, haben Drogenspürhunde kaum eine Chance.
Nun sind US-Ermittler einer ganz neuen und zudem extrem dreisten Schmuggelmethode auf die Spur gekommen. Südamerikanische Banden kaufen gebrauchte Passagier- oder Frachtflugzeuge, packen sie voll mit Kokain und schicken sie über den Atlantik. Denn der europäische Markt scheint unersättlich.
Auf den Flugzeug-Schmuggel-Trend aufmerksam gemacht hat erstmals das in Wien ansässige UNO-Anti-Drogen-Büro. Im November 2009 war in der Wüste von Mali das Wrack einer Boeing 727 entdeckt worden. Es stellte sich heraus, dass mit dem in Venezuela gestarteten Flugzeug Kokain geschmuggelt worden war. Die Piloten hatten die altersschwache Maschine nach der Landung einfach in Brand gesetzt und so Spuren verwischt.
Aktuellen Verfahren in den USA ist zu entnehmen, dass mindestens drei Banden Drogen nach Westafrika fliegen und von dort nach Europa schaffen. In New York standen und stehen Drogenbosse aus Kolumbien sowie Venezuela vor Gericht. Eine Gang besaß eine Flotte von sechs Jets, darunter vierstrahlige Douglas DC-8 sowie dreimotorige DC-9 sowie Boeing 727. Ein anderer Drogenboss betrieb fünf Airliner.
Die Flugzeuge sind spottbillig, weil bereits lange in irgendeiner Wüste abgestellt. Sie sind zwar schon etwas in die Jahre gekommen, doch dort, wo die Maschinen eingesetzt werden, wundert sich niemand über die Veteranen. Schon für 275 000 US-Dollar lässt sich eine riesige DC-8 erwerben.
Die Koks-Airliner starten in Venezuela oder Panama, wo die mittlerweile weltweit ermittelnde US- Drogenpolizei DEA keine Handlungsfreiheit mehr hat. Genutzt werden ehemalige Militärbasen oder alte Flughäfen, die am Rande des Ruins stehen. Die Maschinen wurden über Briefkastenfirmen unter anderem in Osteuropa gekauft oder per Internet erworben.
Der Flugverkehr zwischen Südamerika und Afrika wird kaum per Radar kontrolliert, schon gar nicht, wenn man den entsprechenden Behörden finanziell entgegen- kommt. Den westafrikanischen Staaten auf der anderen Seite des Ozeans – Guinea, Liberia, Mali oder Sierra Leone werden genannt – fehlt für eine lückenlose Luftraumüberwachung das Geld. Von Westafrika werden die Drogen auf traditionelle Art und Weise in Schiffen, per Lkw oder Post sowie von Drogenkurieren per Linienflug nach Europa, in die USA und auch nach Japan weitergeschmuggelt. In einem Fall stammten die Piloten eines in Moldova gekauften und über Rumänien nach Guinea transportierten Koks-Airliners aus Russland. Ein Undercover-Agent der DEA kam ihnen auf die Schliche und organisierte, dass sie aus dem Flugverkehr gezogen wurden. Bis dahin flogen sie zweimal monatlich über den Atlantik und bekamen dafür zwischen 200 000 und 300 000 Euro Monatsgehalt.
Vor einigen Monaten startete die UNO ein mit rund drei Millionen Euro aus EU-Mitteln finanziertes Flughafen-Überwachungsprojekt gegen den Drogenschmuggel.
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